Neu im Kino

Generationenduell

Szene aus dem Film "Wir sind die Neuen"
Szene aus dem Film "Wir sind die Neuen" © dpa / picture alliance / X-Verleih
Von Anke Leweke · 16.07.2014
Im Film "Wir sind die Neuen" treffen zwei ungleiche WGs aufeinander: In der einen leben gealterte Berufsjugendliche, in der anderen ernsthafte junge Erwachsene. Bei dieser Konstellation sind Spannungen vorherzusehen.
Eine Komödie darf mit Klischees und Stereotypen spielen, doch müssen sie mit Leben und Gegenwärtigkeit gefüllt werden. Über weite Strecke gelingt Ralf Westhoff ("Shoppen") dieses Kunststück in seinem zweiten Film. Und das mit leichter Hand und ironisch-zärtlichem Blick auf seine Figuren.
Teils aus finanziellen Gründen, teils weil ihr Leben nicht so verlief, wie sie es sich vorgestellt haben, lassen Anne, Eddie und Johannes ihre alte WG wieder aufleben. Als sei die Zeit stehen geblieben, nehmen sie ihre alten Gewohnheiten wieder auf, leben in den Tag hinein, diskutieren, streiten und hören laut Musik. Diese nicht immer geräuscharme WG, die auch gerne den Anschluss im Haus sucht, geht den Nachbarn eins höher gehörig auf den Geist. Katharina, Barbara und Thorsten stehen kurz vor dem Examen, bilden eher eine Zweckgemeinschaft und schauen auf die "gescheiterten Rentner" herunter.
Berufsjugendliche treffen auf junge Erwachsene
In "Wir sind die Neuen" treffen Berufsjugendliche auf junge Erwachsene, die schon ein Lebensstil wie Greise pflegen, trifft ein eher improvisierter Lebensstil auf klare Vorstellungen von der Zukunft. Hat das deutsche Kino in der letzten Zeit eher 68er-Bashing betrieben, etwa Doris Dörrie mit ihrer Hippiemutter in "Alles inklusive", werden die Ideale, Utopien dieser Generation hier nicht vorgeführt. Eher lernt man drei Menschen kennen, die sich auf neue Situationen einzustellen wissen, ohne sich selbst zu verraten. Das ist genau die lockere Flexibilität, die den Strebern von oben abgeht.
Mit schönem Dialogwitz ziehen die beiden Parteien in den Generationenkonflikt. Und es sind diese Wortduelle und ein schöner Sinn für eine hintersinnige Situationskomik, die vergessen machen, dass die Bilder eigentlich nicht die große Leinwand füllen.

"Wir sind die Neuen"; Deutschland 2014; Regie: Ralf Westhoff, Mit:Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn