Neu im Kino

Ein Meister auf fremdem Terrain

Abbas Kiarostami (2. v. r.) mit seinem Team bei den Filmfestspielen von Cannes
Abbas Kiarostami (2. v. r.) mit seinem Team von "Like Someone In Love" bei den Filmfestspielen von Cannes © picture alliance / dpa
Von Anke Leweke · 26.02.2014
Der Iraner Abbas Kiarostami ist ein Meister der Inszenierung aberwitziger Dialoge. Für seinen neuen Film hat er erstmal in Japan gedreht. Im Mittelpunkt stehen das Verhältnis zwischen einer Prostituierten und einem Professor.
Er bleibt sich treu und geht dennoch neue Wege. Die Filme des iranischen Regisseurs sind geprägt von hintersinnigen Dialogen und Disputen, die scheinbar banal scheinen, sich aber doch immer mehr für die großen Fragen des Lebens öffnen. Seine im Iran gedrehten Filme sind stets mit Laien besetzt gewesen, Improvisationsstücke zwischen Spiel und Wirklichkeit, Fiktion und Wahrheit, häufig auf den Straßen seiner Heimat als Roadmovie gedreht. Nun hat er zwar die Heimat verlassen. Aber auch in seinem neuen, in Tokio gedrehten Film finden wir uns in einem Wageninneren wieder.
Es ist Nacht und die funkelnden Neonlichter der Stadt spiegeln sich in der Windschutzscheibe. Wir blicken auf zwei Gesichter, die eines älteren Mannes und einer jüngeren Frau. Es handelt sich um den Professor Watanabe, der die Studentin Akiko mit zu sich nach Hause nimmt. Sie hat sich prostituiert, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Noch schweigen sie sich an und die Melancholie einer einsamen Großstadtnacht breitet sich im Auto aus.
Ein fließender Rhythmus der Rede
Doch bei dem älteren Herren angekommen, wachen die kiarostamischen Redegeister wieder auf. Watanabe möchte sprechen, über sich und das Leben, über die Zukunft seines Gegenübers. Zwei Weltsichten treffen aufeinander, die nicht gegeneinander ausgespielt werden, die sich manchmal eben auch ergänzen und verstehen wollen, umso dann zum nächsten Schlagabtausch auszuholen. Die Geschichte ihrer Eltern, von denen sie sich entfremdet hat, ähnelt der von Watanabe und seinen verschwundenen Töchtern. Natürlich geht es auch um die Liebe und um die Vorstellung, die man vor ihr hat.
Das ist mal schön, aber auch komisch, wenn eine neugierige Nachbarin ihre Nase ins Geschehen steckt. Dann wird der Tonfall wieder tragischer. Und plötzlich kommt Akikos Freund ihrer geheimen Profession noch auf die Schliche. Wieder entpuppt sich Kiarostami als Meister des Wortes, wieder erzeugen die immer eigensinnigen und manchmal auch aberwitzigen Gespräche einen fließenden Rhythmus der Rede und der Erzählung.

"Like someone in Love", Frankreich/Japan 2013, Regie: Abbas Kiarostami, Darsteller: Tadashi Okuno, Rin Takananshi, Ryo Kase, 109 Minuten

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