Neu im Kino: "Ein Lied für Nour"

Unglaubliches Abenteuer mit Happy End

Hiba Attalah in dem Film "Ein Lied für Nour" von Hany Abu-Assad
Hiba Attalah in dem Film "Ein Lied für Nour" von Hany Abu-Assad © Filmfest München 2016
Von Jörg Taszman · 30.11.2016
Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad hat die Geschichte von Mohammed Assaf verfilmt, der 2013 in Beirut als Vertreter Gazas den TV-Gesangswettbewerb "Arab Idol" gewann. Es ist das bisher sanfteste Werk des Filmemachers.
Der derzeit wohl bekannteste und erfolgreichste palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad hat sich bisher mit ebenso kraftvollen wie umstrittenen politischen Filmen wie "Paradise Now" oder "Omar" (der nie in die deutschen, wohl aber in die Schweizer Kinos kam) einen Namen gemacht. Dabei setzte er immer auf eine deutliche, mitunter auch polemische Israel-Kritik, setzte sich aber durchaus selbstkritisch mit palästinensischer Gewalt auseinander.
Nun hat er mit "The Idol" - deutscher Titel: "Ein Lied für Nour" - die Erfolgsgeschichte von Mohammed Assaf verfilmt, der 2013 in Beirut als Vertreter Gazas die TV-Show "Arab Idol" gewann und Millionen mit seiner goldenen Stimme begeisterte.

Kinder, die ihren Lebensmut bewahrt haben

Hany Abu-Assad steigt zu Beginn der 2000er Jahre in Gaza Stadt ein, als Mohammed zusammen mit seiner furchtlosen Schwester Nour und zwei Freunden versucht zu singen und eine Band zu gründen. Aber die Kinder werden lange nicht ernst genommen.
Bis sich die unglaubliche Stimme von Mohammed durchsetzt. Doch dann wird seine Schwester Nour todkrank. Sie braucht eine neue Niere. Ihr Bruder versucht rührend, das unendlich viele Geld für eine neue Niere aufzutreiben. Schon diese erste halbe Stunde des Films überzeugt, funktioniert wie ein Abenteuerfilm von Kindern aus einer zerstörten Metropole, die sich ihren Lebensmut bewahrt haben.

Nur einmal jubelnde Palästinenser zeigen

Dann erfolgt ein Zeitsprung in das Jahr 2012. Mohammed fährt nun Taxi und will irgendwann nur noch aus seiner zerstörten Heimatstadt fliehen, es bis nach Ägypten in den Vorentscheid von "Arab Idol" schaffen. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt, mit einem berührenden Happy-End.
"Ein Lied für Nour" ist der bisher sanfteste und scheinbar auch unpolitischste Film von Hany Abu-Assad, und er erzählt eine schöne Geschichte, die von glaubwürdigen und hervorragend spielenden Schauspielern getragen wird.
Besonders von Tawfeek Barhom (bekannt aus dem israelischen Film "Mein Herz tanzt"), der Mohammed voller Innbrunst, Leidenschaft und Selbstzweifel spielt. Man kann die Botschaft des Regisseurs durchaus verstehen - er will einmal jubelnde Palästinenser zeigen, deren harter Alltag in den Ruinen von Gaza kurz in Vergessenheit gerät.

Ein Lied für Nour
Regie: Hany Abu-Assad
Darsteller: Tawfeek Barhom u.a.
Palästina 2015
Spieldauer: 100 Minuten
FSK: ab 0

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