Neu im Kino: "Dügün - Hochzeit auf Türkisch"

Wenn die Braut konservativer als der Vater ist

Ein türkisches Hochzeitspaar in Köln
Ein türkisches Hochzeitspaar in Köln © imago/Manngold
Von Jörg Taszmann · 08.09.2016
Wenn deutsche Hochzeiten auf dem Höhepunkt sind, geht es bei türkischen Feiern erst richtig los. In "Dügün - Hochzeit auf Türkisch" zeigen Marcel Kolvenbach und Ayse Kalmaz neben opulenten Festen auch Generationskonflikte. Am Ende geht der Doku erzählerisch aber ein wenig die Puste aus.
Einst kamen die türkischen Gastarbeiter auch als Kumpel ins Ruhrgebiet und in Stadtteile wie Duisburg-Marxloh. Heute boomt in dem einstigen Bergarbeiterviertel das Geschäft mit Brautkleidern und dem Organisieren von Hochzeiten unter Deutsch-Türken. Vieles, was Deutschen als absurd oder übertrieben vorkommen mag, ist den Türken in Deutschland extrem wichtig.
Hochzeiten als Familientreffen mit bis zu 1000 Gästen, opulente Brautkleider, einige davon Maßarbeit und jede Menge Tradition und Folklore. Und doch haben sich die Zeiten geändert. Die Bräute sind nicht mehr 15 oder 16, sie wollen arbeiten und eine Familie, und auch die Männer freuen sich auf die Kinder. Im Film kommt es immer wieder zu interessanten Erkenntnissen, wenn zum Beispiel ein Vater bemerkt, dass seine Tochter sogar konservativer ist als er selbst.

Über die Protagonisten möchte man eigentlich mehr erfahren

Dieser Dokumentarfilm reißt viele Themen an und bietet vor allem in der ersten Hälfte thematisch spannende Einblicke in eine ganz eigenwillige Mischkultur und eine andere Form des Generationenkonflikts. Aber leider geht dem Werk der Regisseure Marcel Kolvenbach und Ayse Kalmaz gegen Ende zunehmend die erzählerische Puste aus. Dann hält die Kamera eher ein wenig redundant und folkloristisch auf die Protagonisten, von denen und über die man gerne etwas mehr erfahren hätte. Ein wenig pointierter hätte der Film durchaus sein dürfen.

"Dügün - Hochzeit auf Türkisch" - Dokumentation
Regie: Marcel Kolvenbach, Ayse Kalmaz
Deutschland, 2016
89 Minuten, FSK ohne Altersbeschränkung