Neu im Kino

Der Mann, der Amerika in den Krieg führte

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Donald Rumsfeld in "The Unknown Known" © NFP marketing &distribution
Von Hannelore Heider · 02.07.2014
Schon einmal ging es gut, als Errol Morris einen US-Verteidigungsminister porträtierte. Dieses Mal allerdings kommt der Regisseur einfach nicht an Donald Rumsfeld heran. Ein frustrierendes Erlebnis für den Zuschauer.
2004 bekam der amerikanische Dokumentarfilmer Errol Morris den Oscar für seinen Film "The Fog of War", in dem in einem ausführlichen Interview dem ehemaligen US-Verteidigungsminister Robert McNamara eine Bilanz seines politischen Lebens abgerungen wurde. Die fiel schockierend selbstkritisch aus und der Erkenntnisgewinn des Zuschauers war enorm.
In seinem neuen Dokumentarfilm "The Unknown Known" holte Errol Morris offensichtlich mit derselben Zielrichtung wieder einen ehemaligen US-Verteidigungsminister, Ronald Rumsfeld, vor die Kamera. Aber so einfach ist es mit den Fortsetzungen und dem Erfolg nicht.
Der Irak-Kriegs-Minister, der in der Bush-Junior-Ära mit seiner Massenvernichtungswaffen-Lüge zum Feindbild des Humanismus schlechthin wurde, ist völlig frei von Einsicht und Selbstkritik. Er widersteht lächelnd den Provokationen des Fragenden, auch nur die Hintergründe seiner Entscheidungen zu erleuchten.
Unangemessen persönliches Porträt
Das macht dieses nach Rumsfelds Autobiografie "The Unknown Known" benannte dokumentarische Porträt zu einem für den Zuschauer frustrierenden Erlebnis, wiewohl es wie bei McNamara die Wahrheit ans Licht bringt. Rumsfeld ist einer der Arroganten der Macht, seine Aussagen werden von Morris mit Statistiken und Dokumentaraufnahmen konterkariert, die Diskrepanz zwischen Realität und Selbstbehauptung, Wahrheit und Lüge wird sehr wohl deutlich.
Um diesem Film trotzdem Futter zu verleihen, hat sich Morris auf eine Eigenart des Porträtierten konzentriert, der sein politisches Wirken auf das obsessive Sammeln von Daten gründete und mit daraus resultierenden Memos vollzog. Diese Aufzeichnungswut bringt dem Film ausreichend Material, um ein dann aber ein doch eher unangemessen persönliches Porträt des Mannes zu entwerfen, der Amerika in den Krieg führte.

"The Unknown Known"
USA 2013. Regie: Errol Morris. 109 Minuten, ab 12 Jahren