Neu im Kino: "Das Erwachen der Macht"

Star Wars als Shakespeare-Tragödie

Star-Wars-Premiere in London am 16. Dezember 2015.
Star-Wars-Premiere in London am 16. Dezember 2015. © picture alliance / dpa / Kristina Afanasyeva/Sputnik
Von Patrick Wellinski · 17.12.2015
"Das Erwachen der Macht" lässt liebevoll den Geist der ersten drei Star-Wars-Filme auferstehen - und schafft trotzdem Raum für neue Abenteuer und eine junge Figuren-Generation. Das Team um Regisseur J.J. Abrams gelingt eine Melange aus Liebe zum alten Detail und 3D-Technik.
32 Jahre nach dem letzten Teil der ersten Star-Wars-Trilogie ("Die Rückkehr der Jedi-Ritter") wird die legendäre Fantasy-Saga weiter erzählt. Die Erwartungen erscheinen, nach der enormen Marketingkampagnie, fast unerreichbar groß. Und die höchste Hollywood-Geheimhaltungsstufe verbietet eine allzu genaue Inhaltsangabe.
Deshalb eines vorweg: Das Warten hat sich gelohnt. "Das Erwachen der Macht" ist eine fast liebevolle Fortsetzung, die in erster Linie den Geist der ersten drei Filme (also die Teile IV. V. und VI.) wiederauferstehen lassen will.
Kontinuität und Korrespondenzen sind daher auch die wesentlichen Merkmale der neuen Erzählung. Die Handlung setzt knapp 30 Jahre nach "Die Rückkehr der Jedi Ritter" an:
Luke Skywalker ist verschwunden. Die Rebellen sind nur noch ein kleines, schlecht ausgebildetes Widerstandstrüppchen, das unter der Führung von Lea versucht, den immer stärker werdenden Imperiums-Ableger "Erste Republik" die Stirn zu bieten. Doch ohne Luke, den "letzten Jedi" wie es heißt, gelingt das nicht, deshalb muss er gefunden werden. Der alte Krieg Gut gegen Böse, von Licht gegen Dunkel, beginnt wieder.
Luke als futuristischer Hamlet
Eine junge Waise und ein abtrünnig gewordener Sturmtruppler bilden das neue Heldenduo. Ihnen zur Seite stehen die alten Helden des Star-Wars-Universums. In erster Linie Harrison Ford als Han Solo, der hier einen ganz besonders wichtigen Auftritt bekommt. Aber im Kern geht es mit diesem Teil dem Regisseur J.J.Abrams darum, den Staffelstab weiterzureichen, an eine jüngere Generation von Figuren. "Das Erwachen der Macht" kündigt eine Wachablösung an und macht so Raum für neue Abenteuer.
Vielleicht ist J.J. Abrams größte Leistung, dass er mit Lawrence Kasdan den wichtigsten Drehbuchautor der Star-Wars-Reihe (er war zuständig für die Filme V und VI) mit an Bord geholt hat. Aus Kasdans Feder stammen die wichtigsten Handlungsträger der Saga. Er kennt die Figuren besser als ihr Erfinder George Lucas.
Und so besinnt sich das ganz Team auf den Urkonflikt der Filme. Denn "Star Wars" war eigentlich immer schon eine klassische Familientragödie mit Luke als einem futuristischen Hamlet, der erst zu sich kommen kann, wenn er mit seiner Vergangenheit abschließt.
Unterhaltsame Synthese aus Alt und Neu
Mit leichten und eleganten Variationen wird dieses Thema hier neu aufgegriffen. Hinzu kommt, dass das Drehbuch den leichten Ton und den slapstickhaften Witz sehr wohl dosiert und aus seinen Figuren keine Lachnummer macht. Und auch technisch ist der neue Teil gelungen. Es ist eine Melange aus Liebe zum alten Detail und neuer 3D-Technik. Alles andere müssen Sie sich schon selber ansehen. Aber eines ist sicher:
Die sehr unterhaltsame Synthese aus Alt und Neu macht aus "Star Wars VII" in den nächsten Wochen sicherlich den Hit, den diese Saga dann auch wirklich verdient.

Star Wars VII: Das Erwachen der Macht
Fantasy-Saga, USA 2015
FSK 12; 135 Minuten
Regie: J.J. Abrams
Mit u.a.: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Issac; Carrie Fischer, Mark Hamill, Harrison Ford

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