Neu im Kino: "Atlantic"

Sehnsucht auf Reisen

Portugal, Algarve, Sagres, Blick auf den Atlantik
Portugal, Algarve, Sagres, Blick auf den Atlantik © imago
Von Anke Leweke · 24.06.2015
Fettah ist Fischer und Windsurfer an der marokkanischen Atlantikküste. Als er sich in eine holländische Touristin verliebt, wird ihm sein Dorf zu klein. Mit seinem Surfbrett begibt er sich auf die Reise Richtung Europa.
Viel zu selten verlassen Filme die ganz gewöhnlichen, klassischen Erzählbahnen, spüren Stimmungen auf und geben dem Zuschauer die Möglichkeit, sich die Geschichte selbst zusammenzusetzen. Schon die erste Einstellung von "Atlantic" verdeutlicht, dass uns hier ein Regisseur die Freiheit zur Assoziation gibt. Wir sehen ein Mann windsurfen, er scheint ganz bei sich und dem Meer zu sein, wir hören seine Gedanken, Träume und Sehnsüchte aus dem Off.
Es geht um Heimat und Fernweh, um Angst und Aufbruch. Die Kamera geht mit ihn ans Land, er ruht sich aus, wir bekommen mit, dass er in einem wasserdichten Rucksack seine Sachen dabei hat. Er steigt wieder aufs Brett und surft weiter Richtung Norden.
Auf dem Surfbrett übers offene Meer
In Rückblenden erfahren wir, dass es sich um Fettah aus einem kleinen marokkanischen Dorf handelt. Nur mühselig können seine Eltern, die kleine Geschwister und er sich mit der Fischerei über Wasser halten. Das Windsurfen ist seine Leidenschaft, die er mit Touristen aus aller Welt teilt, und eben auch mit der Holländerin Thekla. Zu der er jetzt über das offene Meer reisen möchte.
Lose, flüchtig, wie Erinnerungen werden die Rückblenden eingestreut, während Fettah über die Wellen gleitet. Die Chronologie wird aufgehoben, die Gegenwart schaut nicht weiter in die Zukunft, vielmehr ist es eine Sehnsucht, die hier auf Reise geht. Es ist eine unbestimmte Sehnsucht, die nicht nach Erfüllung drängt, aber die Fettah weiter und immer weiter surfen lässt.

"Atlantic"
Marokko/Holland/Deutschland 2014
Regie: Jan-Willem van Ewijk
Darsteller: Fettah Lamara, Thekla Reuten, Mohamed Majd
95 Minuten