Neu im Kino: "Alki Alki"

Aus dem prallen Leben eines Säufers

Heiko Pinkowski (l) als Tobias Zach und Peter Trabner (M) als Flasche in einer Szene des Kinofilms "Alki Alki" von Axel Ranisch
Heiko Pinkowski (l) als Tobias Zach und Peter Trabner (M) als Flasche in einer Szene des Kinofilms "Alki Alki" von Axel Ranisch © picture-alliance / dpa / missingFilms
Von Anke Leweke · 11.11.2015
Alkoholismus aus der Binnenperspektive: Axel Ranisch bleibt seiner besonderen Arbeitsweise treu und bringt mit "Alki Alki" erneut das echte Leben auf die Leinwand. Dem traurigen Thema zum Trotz gibt es für den Kinozuschauer Momente schöner Heiterkeit.
Hut ab! Dieser Regisseur zeigt dem deutschen Kino, dass es auch anders geht. Dass man die gewohnten Produktions- und Inszenierungsbahnen verlassen kann. Dass man auch einen bewegenden Film mit nur 500Euro machen kann. Genau so viel hat das Regiedebüt "Dicke Mädchen" von Axel Ranisch gekostet.
Gemeinsam mit den Schauspielern Heiko Pinkowski, Peter Trabner und seiner Großmutter hat er die Figuren und eine lose Szenenfolge entwickelt. Durch Improvisationen wurden sie dann vor laufender Kamera zum Leben erweckt. Herausgekommen ist damals die zärtliche Liebesgeschichte zweier Männer, die auf der Suche nach einer älteren an Demenz erkrankten Dame ihre Gefühle füreinander entdecken. "Dicke Mädchen" wurden zum Überraschungserfolg und Axel Ranisch konnte seinen nächsten Film schon mit größerem Budget drehen, seinen besonderen Arbeitsstil bewahrte er sich.
Ging es in Ranischs vorherigen Filmen um autobiografische Themen, wie Coming Out und seine Körperfülle, steht nun die Alkoholkrankheit im Zentrum der Geschichte. Auch "Alki Alki" ist eine Gemeinschaftsproduktion mit Pinkowski und Trabner. Über mehrere Jahre hinweg erarbeitete man die Geschichte der beiden Buddies Tobias und Flasche, die gerne einen über den Durst trinken. Immer mehr verliert Tobias seine Frau und seine drei Kinder aus den Augen, immer mehr bekommt er seine Arbeit als Architekt nicht auf die Reihe.
Sucht aus der Binnenperspektive
Und immer wenn Tobias zur Besinnung kommt, steht plötzlich sein Freund Flasche wieder da. Vielleicht muss Tobias den besten Freund aus seinem Leben verbannen, um überhaupt weiterleben zu können. Es ist die besondere Methode des Filmemachens, die den Schauspielern wieder die Möglichkeit gibt, nicht zu spielen, sondern zu den Figuren zu werden. So ist "Alki Alki" ein aus dem Leben gegriffener Film und keine Fallstudie.
Man erlebt die Sucht aus der Binnenperspektive, spürt wie sie einen Menschen in Beschlag nimmt. Und dem Thema zum Trotz gibt es auch Momente, die den Zuschauer schmunzeln lassen, Momente schöner Heiterkeit.

Im Filmmagazin "Vollbild" sprach Patrick Wellinski mit Axel Ranisch über seinen Film "Alki Alki" und die Lust an der Improvistaion.
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Alki Alki
Deutschland 2015 – Regie: Axel Ranisch, Darsteller: Heiko Pinkowski, Peter Trabner, Christina Große, Thorsten Merten – ab 12 Jahren, 102 Minuten
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