Neu im Kino: "4 Könige"

Weihnachten in der Psychiatrie

Paula Beer als Alex (l-r), Moritz Leu als Fedja, Jella Haase als Lara und Jannis Niewöhner als Timo sind in einer Szene des Films «4 Könige» zu sehen (undatierte Filmszene).
Eine Filmszene aus "4 Könige" © picture-alliance / dpa/Port au Prince Pictures
Von Hannelore Heider · 03.12.2015
Regisseurin Theresa von Eltz erzählt in "4 Könige" die Geschichte von vier Jugendlichen, die über Weihnachten freiwillig in der psychiatrischen Klinik bleiben. Mithilfe ihres unkonventionellen Therapeuten erleben sie ein berührendes Fest ohne Druck, Geschenke und Erwartungen.
Es ist wirklich der etwas andere Weihnachtsfilm, den die junge Regisseurin Theresa von Eltz in ihrem Langfilmdebüt ins Kino bringt. Das Fest der Liebe spielt zwar eine Rolle, aber nicht als bemüht harmonisches Familienfest.
Für vier Jugendliche in diesem Film ist Weihnachten zuhause keine Option. Sie sind einverstanden, über die Feiertage in einer psychiatrischen Klinik zu bleiben. Der sie betreuende Therapeut Dr. Wolf (Clemens Schick) hatte sie frei entscheiden lassen und plant nun für diese Zeit vor allem Gruppengespräche. Dafür sollen die jungen Leute kleine Videos produzieren, in denen sie sich über ihre Gefühle klar werden.
Dr. Wolf pflegt unkonventionelle therapeutische Methoden, dazu gehören gemeinsame Spaziergänge im regennassen Wald, Joggen allein ohne Aufsicht und eine Weihnachtsfeier, die die Jugendlichen selbst gestalten können. Das ist nicht ohne Risiko und Dr. Wolf steht mit diesen unkonventionellen Methoden auch im Widerspruch zu Klinikpersonal und Vorgesetzten. Aber nicht die Kritik an der Psychiatrie steht im Mittelpunkt, es sind die vier junge Leute, die sich ihrer seelischen Verletzungen erst einmal bewusst werden müssen. Das betrifft den stets zu Aggressionen neigenden Dauerinsassen Timo (Jannis Niewöhner), und die extrovertierte Lara (Jella Haase) genauso wie und Alex und Fedja (Paula Beer, Moritz Leu), die nie Gefühle zeigen.
Nachdenken über Familie und Familienfeste
Es ist ein außerordentliches, ganz junges Ensemble, das Theresa von Eltz für ihre sensible Seelenerkundung zusammen bekommen hat und auch hier ist Jella Haase der Star. Ihr komisches Talent, das sie schon in beiden "Fack ju Göhte"-Filmen beweisen konnte, kommt zum Einsatz, aber es soll das ernste Thema nicht auflockern, sondern die Tragik allein gelassener Teenager vertiefen.
Bei den Gesprächen untereinander, vor allem auch den Besuchen der Eltern, erfahren wir immer mehr über sie. Und schließlich erleben sie in der alten Villa am Stadtrand ein Weihnachten ohne Druck, ohne Geschenke, ohne Erwartungen, dafür ganz auf sich und die Menschen neben sich konzentriert.
Dieser berührende Film provoziert beim Zuschauer ein Nachdenken über Familie und Familienfeste, das wir bei dem vielen Geklingel in diesen Tagen ganz gern verdrängen.

Theresa von Eltz: "4 Könige"
Deutschland 2015
Darsteller: Jella Haase, Paula Beer, Jannis Niewöhner, Moritz Leu, Clemens Schick, Anneke Kim Sarnau
103 Minuten, ab 12 Jahren

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