Neofolk

Schaurig schöner Spaß

Von Vivian Perkovic · 09.12.2013
Das italienische Duo Spiritual Folk mag es schwarz. Das betrifft ihre Kleidung wie auch den düsteren Klang der Musik. Für das neue Album ließen sich die Musiker von Rainer Werner Fassbinder inspirieren.
Das italienische Duo Spiritual Front scheint nicht nur auf der eigenen Homepage die Farbe Schwarz zu mögen. Ihr Album haben sie jedenfalls "Black Hearts in Black Suits" genannt und die Musik darauf passt zum Dezember-Wetter. Düsterer Pop mit sakraler Anmutung, aber manchmal auch das Gegenteil.
Spiritual Front ist eine Band aus Rom und für ihr neues Album haben sich die Musiker von Rainer Werner Fassbinders Werk, in Wort und Film, inspirieren lassen. Daran beeindruckt hat sie vor allem die dunkle Magie der Fassbinderschen Welt zwischen Zusammenbruch und Klasse, Eleganz, Ironie und Zerstörung. Und so sind die Themen auf dem neuen Album: Sünde, Dekadenz, Schuld, Tod – die morbide Musik dazu nennen Spiritual Front "Suicide Pop" und meinen damit, dass sie sakrale Chöre, Americana, Tango und Western-Soundtracks à la Ennio Morricone zu einer melancholischen Mischung arrangieren.
Der Sänger ist wie ein Elvis aus der Hölle
Das bedeutet konkret: das Album beginnt mit einer Interpretation von Mozarts Requiem „Aeternam“ und geht über Nick-Cave-artige Balladen hin zu melodramatischen Cabaret-Nummern. Alles mit ganz großer Geste instrumentiert und phrasiert. So groß dies Gesten, so opulent das Drama, dass es fast schon kitschig wäre, wenn man nicht vermuten könnte, dass glücklicherweise nicht alles todernst gemeint ist. Darauf weist schon der Spitzname des Sängers Simone Salvatori hin: Hellvis, wie Elvis aus der Hölle.
Das ist wichtig, es erleichtert den Zuhörer mit der Gewissheit: die wollen nur spielen, und hängen sich nicht morgen an einem umgedrehten Kreuz auf. Und wenn man weiß, dass die musikalischen Darsteller sich nicht wirklich für Fürsten der Finsternis halten, dann ist das Album ein schauriger Spaß.
Spiritual Front: "Black Hearts in Black Suits"
Label: Rustblade
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