Naturforscherin Elli Radinger

"Ich wurde von einem Wolf geküsst"

Die Fachjournalistin und Autorin Elli Radinger arbeitet als freie Journalistin für Tier-, Natur- und Reisezeitschriften, schreibt Bücher zum Thema Wolf und Hund und ist Herausgeberin und Chefredakteurin des "Wolf Magazins".
Die Fachjournalistin und Autorin Elli Radinger arbeitet als freie Journalistin für Tier-, Natur- und Reisezeitschriften, schreibt Bücher zum Thema Wolf und Hund und ist Herausgeberin und Chefredakteurin des "Wolf Magazins". © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Elli Radinger im Gespräch mit Gisela Steinhauer · 24.08.2016
Sie war Stewardess und Juristin, bevor sie ihre Sachen packte und mit einem Wohnwagen durch Nordamerika zog. Dort entdeckte Elli Radinger ihre Liebe zur Natur - und zu den Wölfen. Die Naturforscherin erzählt von dieser Leidenschaft und dem perfekten Ort zum Leben.
"Folge deinem Traum" – dieses Motto hat Elli Radinger konsequent umgesetzt: 1951 in Wetzlar geboren, wollte sie die Welt kennenlernen und war fünf Jahre lang Stewardess. Anschließend studierte sie Jura, weil sie hoffte, die Welt verbessern zu können. Doch schnell merkte sie: Für den Anwaltsberuf ist sie nicht hart genug.
Elli Radinger: "Scheidungen, Strafsachen und solche Sachen haben mich extrem frustriert und ich habe dann nach einer anderen Lösung gesucht. Und der ausschlaggebende Punkt war, dass mir ein Mandant – da ging es in einem Scheidungsfall nur noch um einen Fernseher – einen Fernseher durch das geschlossene Fenster ins Büro warf. Und da habe ich gesagt: Jetzt reicht's, jetzt möchte ich mal was Richtiges machen. Und dann bin ich kreuz und quer durch Amerika gefahren und habe dort nach einem Platz gesucht, wo ich irgendetwas mit Wölfen machen konnte."

Sie fand ein Wolfsgehege, den Wolf Park im Bundesstaat Indiana. "Dort hat mich ein Wolf zum ersten Mal geküsst – und ich war völlig verloren."
Elli Radinger im Yellowstone Nationalpark 
Elli Radinger im Yellowstone Nationalpark © privat
Seit 25 Jahren lebt sie mittlerweile mehrere Monate im Jahr im Yellow Stone-Nationalpark und erforscht das Leben der dort lebenden Rudel.

"Wölfe sind die besseren Menschen"

Elli Radinger: "Ich sage immer: Wölfe sind die besseren Menschen. In meinen Augen ist das Familienleben wirklich perfekt. Die kümmern sich um ihre Alten und um ihre Jungen, Väter lieben ihre Welpen über alles. Es wird niemand allein gelassen. Wenn einer verletzt ist, kümmert sich die ganze Familie darum. Auch die Kindererziehung, die allgemeinen Sachen, so mit Regeln setzen, wie die ihre Kinder voll lieben – das ist sehr vorbildlich."
Elli Radinger hat mehrere Bücher über das Verhalten der Wölfe geschrieben, geht in Schulen und Kindergärten und gibt Seminare, auch gegen die Ängste vor den Tieren. Mensch und Wolf könnten sehr gut zusammenleben: "Der Wolf hat keinen Bock auf uns, also einfach in Ruhe lassen."
Und wenn man doch mal einem Wolf in Deutschland begegnet?
"Bleiben Sie einfach stehen und sagen: Hallo Wolf, ich habe dich gesehen und nun hau ab, jetzt geh weg. Wir wollen nicht, dass die Wölfe sich uns Menschen nähern und am wenigsten wollen wir, dass irgendjemand anfängt, Wölfe zu füttern, denn das kann immer zu Problemen führen. Also: wilde Wölfe sollen wild bleiben. Und wenn man einen sieht, freut man sich einfach an seiner Gegenwart."
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