Namensänderung

Deutschlandradio Kultur wird Deutschlandfunk Kultur

Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio
Der Intendant des Deutschlandradio, Willi Steul, erläutert die bevorstehende Namensänderung © © Deutschlandradio/B. Fürst-Fastré
Willi Steul im Gespräch mit Dieter Kassel  · 23.09.2016
Deutschlandradio Kultur wird im nächsten Jahr seinen Namen wechseln. Das Programm heißt dann Deutschlandfunk Kultur und setzt damit auf seine stärkste Marke, sagt der Intendant des Deutschlandradios, Willi Steul.
In einer Internetwelt, in der das Programm mit Tausenden von Sendern konkurriere, müsse der Absender für den Hörer ganz klar sein, sagt der Intendant Willi Steul im Deutschlandradio Kultur. "Eine Untersuchung hat uns dann gezeigt, Deutschlandfunk ist bei über 80 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik bekannt und sie verbinden damit höchste Qualität und höchste Glaubwürdigkeit", begründet Steul die Entscheidung für einen Namenswechsel.
Der Intendant führt folgenden Vergleich an, um die Veränderung zu erklären: "Wenn Lacoste Nivea-Creme hat, dann machen die auch kein Krokodil daraus, dann werben sie mit der stärksten Marke." Das bedeute, dass die stärkste Marke heute der Deutschlandfunk sei und deshalb die drei Programme ab Sommer 2017 folgende Namen tragen sollten: Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova (das bisherige DRradio Wissen).

Keine Änderungen im Programm

Steul versichert, es werde keine Änderungen im Programm geben und erinnert an die letzte Programmreform. "Wir sehen, dass wir in der Akzeptanz bei den Hörern steigen", sagt er. "Wir sind so erfolgreich wie nie."
(gem)

Das Interview im Wortlaut:

Dieter Kassel: Genau das – "Am Freitagmorgen" und die Uhrzeit" – werde ich nächstes Jahr an der einen oder anderen Stelle, wenn es wieder 8:11 Uhr zum Beispiel ist, auch wieder sagen. Aber ich werde dabei dann irgendwann nicht mehr "Deutschlandradio Kultur" sagen. Unser Programm wird umbenannt im nächsten Jahr. Ist noch eine Weile hin, wir wollen aber nichts geheim halten, denn inzwischen ist es beschlossen worden. Dieses Programm wird dann "Deutschlandfunk Kultur" heißen. Und um zu erklären, warum wir das machen, ist bei mir im Studio jetzt der Intendant des Deutschlandradios, Dr. Willi Steul. Schönen guten Morgen, Herr Steul!
Willi Steul: Morgen, Herr Kassel!
Kassel: Jetzt mal eine komplizierte Frage, an der ich lange gearbeitet habe: Warum machen wir das?
Steul: Ich muss ein klein wenig ausholen. Wir haben 2010 – ich habe so ein Jahr gebraucht, um das Haus in seiner Aufstellung zu begreifen –, 2010 haben wir einen sogenannten Strategieprozess aufgesetzt. Dazu gehörte eine weitestgehende – vor allen Dingen hier in Berlin –, eine grundlegende Modernisierung der Technik hin zum Digitalen, wir haben auch neue Studios dann gebaut. Wir haben in dem Bereich überhaupt unserer digitalen Vermittlungen in die Welt hinein relativ investieren müssen, um da eine Grundlage zu bekommen.
Dazu gehörten dann Programmveränderungen in Deutschlandfunk, dort haben wir in der Nacht nicht mehr die klassische Musik heute, denn es gibt auch in einem ARD-Programm klassische Musik, sondern wir haben heute dort das Wort, das Alleinstellungsmerkmal vom Deutschlandfunk ist das hintergründige, analytische Wort. Und dann haben wir auch eine Programmveränderung hier in Berlin gemacht. Wir haben übrigens gesehen, wir haben jetzt nach der letzten MA so viele Hörer wie nie zuvor.
Kassel: Also nach der Medienanalyse, mit der die Reichweite der Sender gemessen werden.
Steul: Entschuldigung, ja. Wir haben gerade auch für dieses Programm hier, wir haben einen Satz gemacht von täglich 450.000 auf 525.000, das ist das eine. Und dann ist das andere mit diesen vorbereiteten Maßnahmen, dass man auch über die ganzen vielen modernen Ausspielwege gehen kann, über das Internet in iTunes, in Spotify, in wie die Dinge alle heißen. Dort haben wir einen signifikanten Anstieg gesehen unserer Nutzung. Und dann muss man sich die Frage stellen: In einer Internetwelt, wo man dann mit Tausenden von Sendern konkurriert, muss die Absendemarke – jetzt werde ich ein bisschen technisch –, muss die Absendemarke, also: Wer gibt mir das, wenn ich diesen … Wir senden ja nicht über Youtube, aber dort sind unsere Sendungen, Teile, Beiträge stehen dort … Dann muss der Absender ganz klar sein.
Und eine Untersuchung hat uns dann gezeigt: Deutschlandfunk ist bei über 80 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik bekannt und sie verbinden damit höchste Qualität und höchste Glaubwürdigkeit. Ich habe dann … Ich habe für alles … versuche ich, griffige Sprüche zu haben, und gesagt: Wenn Lacoste Nivea-Creme hat, dann machen die auch kein Krokodil daraus, dann werben sie mit der stärksten Marke. Das heißt, unsere mit weitem Abstand stärkste Marke ist der Deutschlandfunk und deshalb benennen wir unsere Programme ab dem nächsten Jahr, etwa dem Sommer, "Deutschlandfunk", "Deutschlandfunk Kultur", und DRadio Wissen wird zu "Deutschlandfunk Nova".

Erfolge bei den Hörern

Kassel: Sie werden jetzt Ärger bekommen mit Lacoste, weil Sie gesagt haben, Nivea ist bekannter. Aber damit ist natürlich klargeworden, was Sie meinen. Wir müssen jetzt ganz kurz glaube ich noch klären, was Sie nicht meinen: Es wird einen neuen Namen geben irgendwann, voraussichtlich im Frühsommer des nächsten Jahres, es dauert noch. Wir heißen dann "Deutschlandfunk Kultur", wir werden dann so heißen. Aber wird dann ansonsten auch alles anders im Programm?
Steul: Nein, nein, wir haben ja unsere Hausaufgaben, was die Programmprofilierung, die Schärfung, die haben wir ja hinter uns. Das ist der Schlussstein dessen, was wir gemacht haben. Wir sehen, dass wir in der Akzeptanz bei den Hörern steigen, wir sind so erfolgreich wie nie. Um Ihnen noch einmal eine Ziffer zu nennen: Die sogenannten gehobenen Programme, das sind die Kultur- und Informationsprogramme, die es gibt, die erreichen täglich 5,9 Millionen Menschen. Sagen wir sechs Millionen, lässt sich leichter rechnen.
Und wir haben mittlerweile von dieser Gruppe der besonders an Kultur, Politik interessierten Menschen, von diesen sechs Millionen erreichen wir mit unseren Programmen zusammengerechnet mittlerweile 2,3 Millionen. Das ist ein außerordentlicher Erfolg, zumal wir ja in der UKW-Verbreitung nicht wirklich flächendeckend in der Bundesrepublik sind. Und das steigt. Was uns alle … Also, das ist ja die Arbeit … Das ist nicht meine Arbeit, das ist Ihre Arbeit, denn …
Kassel: Zum Teil.
Steul: … am Mikrofon.
Kassel: Also, ich, wir sind in der Prozentrechnung beide nicht gut, wie sich gerade gezeigt hat, aber bei mir sind es 0,7 Prozent, wir sind ein großes Team.
Steul: Nein, aber damit meine ich, wir begegnen den Menschen ausschließlich ja über das Radio, ausschließlich über die Programme. Es ist denen auch ziemlich egal, wie wir heißen oder wie die auch … wie unsere Organisation ist. Und das ist das Entscheidende, dass wir sehen, dass wir auf dem richtigen Kurs sind, weil wir ankommen bei den Menschen. Wir machen keine Quotenjagd, sonst dürften wir solche ja doch auch manchmal anstrengenden Programme nicht machen. So, und jetzt noch mal zurück wegen der Namen: Das Signal, das kommt von dem, der bringt mir das, auch in den einzelnen Dingen, die bei Spotify, bei Youtube, bei und so weiter laufen, und hier haben wir vor allen Dingen bei den jungen Menschen ein hohes Potenzial.

Diskussion in den Redaktionen

Kassel: Das wir mit dem neuen Namen vielleicht noch besser ausschöpfen können. Aber ich fasse Sie mal zusammen: Ein neuer Name kommt, wenn auch erst im Frühsommer, davor muss aber niemand Angst haben außer mir, ich muss dann … darf mich nicht versprechen, aber ich werde mir Mühe geben! Aber das Programm wird bleiben – in Grenzen! Weiterentwickeln tun wir es immer, aber es wird kein komplettes Tabula rasa geben.
Steul: Nein, um Gottes Willen, wir sind gut aufgestellt, das sieht man an den Reaktionen, man muss an jedem Programm jeden Tag, jede Woche, jeden Monat … Ihr diskutiert doch ständig in den Redaktionen, was man besser machen kann.
Kassel: Wir verraten den Hörern jetzt nicht alles, Herr Steul!
Steul: Okay.
Kassel: Es muss ein bisschen mystisch bleiben zum neuen Programm!
Steul: Okay.
Kassel: Willi Steul war das, der Direktor des Deutschlandradios, der uns erklärt hat, dass und warum dieses Programm ab nächstem Frühsommer anders heißen wird. Und ich wiederhole jetzt gar nicht, wie, weil wir jetzt ja noch Deutschlandradio Kultur heißen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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