Nahost-Konflikt

Trump verabschiedet sich von der Zwei-Staaten-Lösung

Ein palästinensisches Mädchen spielt am 05.01.2017 vor dem Haus seiner Familie in Khan Younis (Palästinen. Autonomiegebiete) im südlichen Gaza-Streifen.
Die US-Regierung unter Donald Trump vertritt allein die Interessen der israelischen Seite im Nahost-Konflikt und nimmt den Palästinensern, wie hier im Gazastreifen, jede Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer schwierigen Lage. © dpa / picture-alliance / ZUMA Wire
Michael Lüders im Gespräch mit André Hatting  · 15.02.2017
Kurz vor dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in Washington deutet sich eine Abkehr der US-Regierung von der Zwei-Staaten-Lösung an. Der Nahost-Experte Michael Lüders erwartet eine Zunahme der Gewalt.
"Es ist zumindest sehr unklug, dass Präsident Trump, der für viele Überraschungen gut ist, diese Entscheidung gefällt hat", sagt der Nahost-Experte Michael Lüders im Deutschlandradio Kultur über die Entscheidung der US-Regierung, an einer Zweistaaten-Lösung für Israel und Palästinenser nicht mehr festzuhalten.
"Es zeichnet sich eine völlige Neuorientierung amerikanischer Politik im Nahen Osten ab", so Lüders vor dem Besuch von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in Washington.

Abkehr von Obamas Politik

Präsident Barack Obama habe noch versucht, trotz der starken pro-israelischen Lobby in Washington, einen Weg des Ausgleichs zu gehen und die Konfrontation mit dem Iran abzubauen. Präsident Trump fahre dagegen wieder einen Kurs, der sich sehr stark an israelischen Bedürfnissen und Interessen orientiere und die Konfrontation mit dem Iran suche. "Diese beiden Dinge muss man quasi zusammen denken."

Keine Perspektive für Palästinenser

Unter den Palästinensern könnte die Desillusionierung nicht größer sein, sagte Lüders. Es könne zu Gewalt und einer dritten Intifada kommen.
"Das Tragische für die palästinensische Seite ist, dass sie eigentlich tun kann, was sie will, sie bekommt keine Perspektive für ein Leben in Freiheit und vor allem auch für ein Leben, dass sich nicht in Richtung Armut orientiert."
Wenn sich die Palästinenser gemäßigt verhielten, bekämen sie von der israelischen Seite nichts. Wenn sie Gewalt anwendeten, gälten sie als Terroristen, mit denen Israel nicht verhandele. "Es ist also eine sehr, sehr ausweglose Situation", sagte Lüders.
Die Tragik für Israel sei, dass der "messianische Siedlungsgedanke" auf Dauer nicht gutgehen könne. Die Hälfte der Bevölkerung zwischen Mittelmeer und Jordanfluss seien Palästinenser. "Irgendwann wird diese Geschichte massiv explodieren."
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