Nachwuchsstars der Modeszene

Von Susanne Luerweg · 08.07.2008
Die beiden Berliner Designerinnen Clara Leskova und Doreen Schulz, die unter dem Label c.neeon ihre Mode verkaufen, zählen zu den Nachwuchsstars der Modeszene. Die beiden sind Anfang 30 und haben schon zahlreiche Kollektionen auf den Markt gebracht. Knallig bunte Leggings gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie luftige Sommerkleider mit grafischen Drucken.
Nur selten sind sich Clara Leskovar und Doreen Schulz so uneinig wie bei der Anzahl ihrer Kollektionen. Die beiden jungen Frauen wirken auf den ersten Blick wie Schwestern. Beide sind klein und zierlich, tragen halblange Haare und Kapuzenpullis aus ihrer eigenen Kollektion.

Sie wirken fast schüchtern und sehen eher wie Modeschülerinnen aus und nicht wie erfolgreiche Designerinnen. Zu ihrer zurückhaltenden Art passt auch der Standort ihres Ateliers. Die Sachen von C. neeon entstehen fernab vom Modehotspot Berlin Mitte in einer ehemaligen Kindertagesstätte im Berliner Osten. Sie seien ganz bewusst an die Peripherie gezogen, erklärt Clara Leskovar.

"Es ist für uns eigentlich ganz gut, weil wir hier eben sehr ruhig und konzentriert arbeiten können. Wir haben hier also eben auch die Leute die für uns sehr wichtig sind, die uns eben mit ihrer Arbeit auch inspirieren und das reicht uns eigentlich."

Außer den beiden Modedesignerinnen arbeiten noch Grafiker, Fotografen und Werber in dem fast 250 Quadratmeter großen Gebäude, das von der Gruppe liebevoll "Heikonaut" genannt wird. Man kennt sich, man mag sich und kritisiert auch hin und wieder mal die Arbeit des anderen.

Clara: "Es gibt auch hier die Grafiker, die dann ab und zu mal runterkommen und dann sagen: Was macht ihr denn gerade? Das sieht ja komisch aus. Und drauf gehen wir natürlich auch ein und wenn die es mögen, dann ist es auch für uns so ne Sache, dass wir damit gut arbeiten können."

Doreen Schulz und Clara Leskovar arbeiten auf Hochtouren. Sie stehen fast täglich um acht Uhr in ihrem Atelier. Ihr Zeitplan ist exakt austariert. Denn die 31-jährige Doreen Schulz hat bereits ein Kind, Clara Leskovar erwartet mit 32 Jahren gerade eines. Doreens Tochter kommt mit ins Atelier und hat eine kleine Krabbelecke. Wenn es einmal gar nicht geht, dann kümmert sich der Vater. Er ist Fotograf und arbeitet ebenfalls in der ehemaligen Kindertagesstätte.

"Und durch das Haus, das wir hier aufgebaut haben, ist es im Moment, glaube ich, die perfekte Kombination von Arbeiten und Leben. Dass man beides im Gleichgewicht hat. Dass man seine Freunde, Familie hat, weil man braucht das eben auch, wenn man kreativ arbeitet, so Input von außen. Von Leuten, vielleicht, die nichts damit zu tun haben."

C steht für Clara Leskovar und neeon war Doreen Schulz Spitzname in der Kindheit. Clara Leskovar kommt aus Berlin, Doreen Schulz wuchs in einem Dorf im Thüringer Wald auf und lebt inzwischen seit zehn Jahren in der Hauptstadt.

In den USA feiern Kritiker den C. neeon Stil schon als "Neo-Bauhaus-Fashion". Das klingt verkopfter als die Entwürfe der beiden Berlinerinnen tatsächlich sind. Denn die ehemaligen Absolventinnen der Modeschule Berlin Weißensee gehen sehr spielerisch mit Farben und Formen um.

Clara: "Also am Anfang ist es so, dass wir versuchen ein gemeinsames Bild zu entwickeln. Eben ne Stimmung. Also wie jetzt die Kollektion aussehen kann. Und dann fang ich eigentlich schon an mit den Stoffen.

Also ich habe dann eine Idee für eine Form und ich sag dann zu Clara: Das Muster könnten wir so anlegen, damit könnten wir die Form verstärken und so versuchen wir dann auch auf die Muster einzugehen und wir sagen, die Form wäre schön in Strick."

Manchmal sieht es aus, als wäre Clara Leskovar und Doreen Schulz beim Schneidern die Schere ausgerutscht. Rauten, Dreiecke und Linien ziehen sich schräg durch die Leggings und Kleider. Die Stücke werden gerafft, gewickelt und geknotet. Sie gleichen abstrakten Kompositionen. Auf jeder Party sind sie der Hingucker. Zugleich taugt ihre Mode auch zum Lümmeln auf dem Sofa.

"Ja, sie ist ja schon relativ großzügig, da sind ja schon relativ wenig Nähte drin, und die werden dann auch nur mit so einem kleinen Bändchen an den Körper wieder ran gebunden. Und sonst haben wir aber versucht den Stoff nicht zu zerschneiden. So dass man noch relativ viel von diesem großflächigen Druck auch noch wirklich wahrnimmt."

Das Duo C.neeon verkauft seine knallbunten Entwürfe in 25 Länder. In Japan sind die beiden Designerinnen sogar absolute Topstars. Nur in Deutschland haben die beiden Absatzschwierigkeiten. Grau und schwarz dominieren nach wie vor die Kleiderschränke der Deutschen. Farbiges hat es schwer. Clara Leskovar und Doreen Schulz lassen sich aber nicht davon beirren.

"Wir haben dann auch mal versucht, in der dritten Kollektion, wo die Leute meinten, ja vielleicht verkauft sich grau oder schwarz viel besser, da haben wir das auch in die Richtung versucht auch unifarbene Sachen oft zu machen. Aber das hat für uns nicht funktioniert."

Das Selbstbewusstsein von C. Neeon zahlt sich aus. Demnächst kommt eine Teppichkollektion der Designerinnen auf den Markt und seit neuestem sind ihre Entwürfe auch als großformatige Bilder in einer Fotogalerie zu haben. Clara Leskovar und Doreen Schulz scheinen auf dem Weg nach ganz oben und bald können sie ihre Kollektionen vermutlich gar nicht mehr zählen.

"Die Neunte kommt jetzt? Ich dachte die Zehnte."