Nachruf

Monumentalfilmer der besten Sorte

Der verstorbene Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough
Der verstorbene Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough © dpa / picture alliance / Andreu Dalmau
Von Andreas Stummer · 25.08.2014
Er war Filmpartner von John Wayne und Steve McQueen, aber vollends berühmt machte ihn seine Arbeit als Regisseur eines Films über den wohl bekanntesten Freiheitskämpfer: Richard Attenboroughs "Gandhi" wurde mit acht Oscars ausgezeichnet. Jetzt ist der Altmeister, der von der Queen geadelt wurde, im Alter von 90 Jahren gestorben.
Szene aus "Der Flug des Phoenix":
"Nehmen wir also an, dass er wirklich einen Dachschaden hat. Glaubst du, wir hätten nicht alle einen?"
"Glaubst du, du benimmst dich vernünftig oder überhaupt einer von uns?"
Grübler oder Schwächlinge waren immer seine Stärke. Sein Spitzname aber war "Dickie" – und weil sein rundes Gesicht auch schon immer so aussah, wurde Richard Attenborough nie ein Kinostar. Versucht hat es der Offizierssohn aus Cambridge trotzdem, als Meisterausbrecher im Kriegsgefangenen-Film "Gesprengte Ketten":
"Ich werde dieses Dritte Reich dazu zwingen, Tausende von Soldaten, die sie an der Front bitter nötig hätten, auf unsere Fährte zu setzen."
- oder mit an Bord bei "Der Flug des Phönix":
"Was ist passiert?"
"Die Maschine fängt an zu brennen!"
Attenborough war Partner von John Wayne, James Stewart, Steve McQueen oder Charles Bronson. 20 Jahre lang spielte er Detektive, Frauenmörder, Soldaten und sogar den Weihnachtsmann, um als Regisseur seine eigenen Filme drehen zu können, über Menschen im Getriebe der Weltpolitik. Den jungen Winston Churchill oder die verheizten, alliierten Truppen in der Zweite Weltkriegsschlacht "Die Brücke von Arnheim".
"16 Luftlandeunternehmen sind während der letzten Monate aus irgendwelchen Gründen abgeblasen worden, aber diesmal wird die Party stattfinden und keiner sagt die Party ab!"
Großes Kino für einen kleinen Mann
Von der Queen geadelt, erfüllte sich Sir Richard Anfang der 80er einen Lebenstraum. Nach 20 Jahren Vorbereitung drehte er für 54 Millionen Dollar die Kino-Biografie über den großen, kleinen Mann des 20. Jahrhunderts:
"Wer zum Teufel sind Sie?"
"Mein Name ist Gandhi."
Sechs Monate lang ließ Attenborough seinen Hauptdarsteller Ben Kingsley wie einen Mönch leben. Er musste Seide spinnen lernen und 20 Kilo abhungern. Für Gandhis Film-Begräbnis drängten sich 250.000 Inder vor Attenboroughs Kamera - das größte Statistenheer der Kinogeschichte.
"Sie können, wenn Sie wollen, meinen Körper foltern, mich sogar umbringen, dann haben Sie zwar meinen Leichnam, aber keineswegs meinen Gehorsam."
Bei der Welturaufführung im damaligen Neu Delhi wurde Attenborough wie ein Volksheld gefeiert, in Hollywood bekam "Gandhi" acht Oscars. Danach bekam Attenborough künstlerisch Narrenfreiheit.
Filme über Menschen mit Gewissen
"Wir müssen unsere Kinder die Geschichte der Schwarzen lehren, um ihnen zu beweisen, dass wir ein Südafrika aufbauen können, in dem es sich lohnt zu leben. Ein Südafrika mit gleichem Recht für alle, ob schwarz oder weiß."
Der südafrikanische Anti-Apartheidskämpfer Steve Biko in "Schrei nach Freiheit", Kino-Pionier Charlie Chaplin oder die Tänzer im Musical "A Chorus Line": Immer wieder drehte Attenborough Filme über Menschen mit Gewissen, Menschen, die ihren Idealen treu blieben.
Attenborough: "Mich interessieren Menschen, die in Umständen gefangen sind, aus denen sie ausbrechen wollen – politisch, gesellschaftlich oder aus einer Beziehung. Ich will zeigen, dass jeder sein Schicksal selbst bestimmen kann. Und dass das Leben etwas Einmaliges ist – magisch und wundervoll."
15 Jahre hatte Attenborough nicht mehr vor der Kamera gestanden . Doch 1993, bei Steven Spielberg, einer Millionengage und einer Horde Computer-Dinos konnte er einfach nicht nein sagen.
"Willkommen im Jurassic Park!"
Er war Charakterdarsteller und Meisterregisseur, Familienmensch, Kunstsammler, Fußballfan und UNICEF-Botschafter: Doch wie seine Co-Stars in "Jurassic Park" war Sir Richard Attenborough ein Kino-Saurier. Seine Vorliebe für große Gefühlsfilme kam vor Jahren aus der Mode. Denn, wie er selbst einmal sagte:
"Das Gute im Menschen verkauft sich heute immer schlechter."