Nachruf auf Al Jarreau

Ein Jazz-Sänger als "Stimmwunder"

Al Jarreau mit Mikro vor dem Mund auf der Bühne.
Al Jarreau starb im Alter von 76 Jahren. © imago / Hoffmann
Von Bert Noglik · 13.02.2017
Jazz-Legende Al Jarreau ist tot. Der 76-Jährige starb im Kreise seiner Familie. Erst vor wenigen Tagen gab er seinen Rückzug von der Bühne bekannt.
Al Jarreau - er war stolz darauf, als bisher einziger Künstler in allen drei Kategorien mit einem Grammy geehrt worden zu sein: Jazz, Rhythm & Blues und Pop. Seine Popularität verdankte er seinen Ausflügen in die Bereiche der Rock- und Popmusik.
Doch seine ursprüngliche und nie versiegende Inspirationsquelle fand er im Jazz. Man hat ihn als "Stimmwunder", als "vokales Orchester", auch als "human synthesizer" bezeichnet. Seine Vokaltechnik grenzte an Artistik. Dabei war Al Jarreau er war weit mehr als ein Stimmakrobat.
Was Modulationsfähigkeit und Improvisation anbelangt, so hat er von Billie Holiday und von Nat King Cole gelernt. Er hat er Stimmen imitiert und variiert, auch Instrumente - Saxophone, Posaunen, Gitarren, Bässe - und dabei eine besonderen Vorliebe für den perkussiven Umgang mit den Stimmbändern offenbart.
Al Jarreau - zu seinem Aufstieg als Star hatte er einen langen Anlauf genommen. Geboren in Milwaukee/Wisconsin, aufgewachsen in armen Verhältnissen, studierte er zunächst Psychologie. Er arbeitete als Sozialarbeiter in San Francisco und trat nachts als Sänger in Klubs auf.
Durchbruch gelang zunächst in Europa
Ende der Sechzigerjahre konnte er dieses Doppelleben nicht länger durchhalten. Er widmete sich ganz der Musik. Und obwohl es bis 1975 dauerte, ehe sein erstes Album erschien, hat Al Jarreau diesen späten Start nie bereut.
"Wenn man genügend Zeit hat, um sich entwickeln zu können, dann findet man seine Besonderheit. Leider lässt die Musikindustrie vielen Leuten nicht genügend Zeit. Aber nimmt man sich diese Zeit, dann entdeckt man sich selbst und zwar in den Details."
Der Durchbruch gelang Al Jarreau zunächst in Europa, insbesondere mit faszinierenden Vokalversionen von Jazzstandards wie Chick Coreas "Spain" und Dave Brubecks Dauerbrenner "Take Five".
Mit seiner CD "Ac-cent-tchuate The Positive” von 2004 machte Al Jarreau sein Versprechen war: Er kehrte zum Jazz zurück. Der Titel des Albums war für ihn zugleich eine Lebensmaxime.
"Sich auf das Positive zu konzentrieren, das ist keine simple Angelegenheit, sondern eine Lebensweise. Du musst dir dessen bewusst werden, dass du den Schalter umlegen kannst."
Al Jarreau ein Sänger, der ein Millionenpublikum begeisterte und der mit unnachahmlicher Lockerheit Wohlbefinden verbreitete.
"Improvisation bedeutet spielerischen, kreativen Umgang mit den Worten, bedeutet Modulation innerhalb der Phrasen."
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