Nach drei Jahren ist die Liebe vorbei

Von Hans-Ulrich Pönack · 18.07.2012
Die Geschichte ist nicht neu: Ein Mann, seines Zeichens Loser, verarbeitet die Trennung von seiner Ex in einem Buch, das prompt zum Erfolg wird. "Das verflixte 3. Jahr" ist ulkig, von leichtem Stimmungscharme durchsetzt, meint unser Kritiker Hans-Ulrich Pönack.
Er ist derzeit in Frankreich so was von angesagt, der 46-jährige Frédéric Beigbeder, als Bestseller-Autor (zum Beispiel "39.90" von 2001; von Jan Kounen 2007 mit Jean Dujardin verfilmt), als Literaturkritiker, als Gastgeber von TV-Shows. Ein In-Typ, ein Szene-Intellektueller, ein listiger Selbstvermarkter. Ein Enfant terrible der französischen Literaturszene, dessen Romane stets von autobiographischem Charakter sind. So auch "L'amour dure trois ans" aus dem Jahr 1997, der im Januar 2003 hierzulande unter dem Titel "Die Liebe währt drei Jahre" veröffentlicht wurde und den er nun selbst, unter Hinzuziehung der Drehbuch-Verfasser Christoph Turpin und Gilles Verdiani als seinen Debüt-Kinospielfilm realisierte.

Das Alter Ego von Frédéric Beigbeder heißt Marc, Marc Marronnier (Gaspard Proust). Ein Literaturkritiker und Szene-Kolumnist, dessen Ehe natürlich im dritten Jahr geschieden wird, denn schließlich lautet sein Credo: Im ersten Jahr kauft man Möbel, im zweiten Jahr stellt man sie um, im dritten Jahr teilt man die Möbel auf. Natürlich folgen nun Selbstmitleid plus Alkohol.

Immerhin aber zeigt sein pathetisches Leiden ein produktives Ergebnis: Ein Buch Mit dem Titel "Das verflixte 3. Jahr", wo sich Marc mal so richtig "ausheulen" kann. Allerdings will niemand seine Papierergüsse annehmen. Schließlich erbarmt sich widerwillig und mehr angeekelt eine toughe Verlegerin (köstlich knorrig: Valerie Lemercier), die das Geschriebene zwar überhaupt nicht mag, aber irgendwie riecht, dass daraus doch was werden kann. Und richtig: Unter Pseudonym herausgebracht, wird das Buch zum Knaller.

Schließlich wird Marc sogar ein Preis zugesprochen, der "Prix de Flore", den Frédéric Beigbeder 1994 tatsächlich für junge Autoren ins richtige Leben rief. Es könnte also alles paletti sein, hätte Marc nicht kürzlich die bezaubernde Alice (Sanam Afrashteh) kennen- und lieben gelernt - die Ehefrau seines Cousins. Sie lässt sich schließlich auf ihn ein, zunächst nicht ahnend, dass er der Autor dieses von ihr als "Schwachsinn" bezeichneten Erfolgsbuches "von einem sexistischen Macho" ist.

"Das verflixte 3. Jahr" ist ulkig von schön-leichtem Stimmungscharme durchsetzt und mit augenzwinkernder ironischer Zunge zelebriert. Beigbeder hält überraschend die witzige neurotische Ego-Balance. Dazu kommen originelle Anspielungen an etwa die Atmosphäre von Nouvelle-Vogue-Klassikern (nicht zuletzt besitzt "Marc" Gaspard Proust äußerliche "Hechel"-Merkmale des Truffaut-Helden Antoine Doinel alias Jean-Pierre Léaud sowie Seelen-Ähnlichkeit mit Charles Denner aus Truffauts "Der Mann, der die Frauen liebte").

"Im 21. Jahrhundert ist Liebe eine unbeantwortete SMS" oder: Die neue französische Komödie "Das verflixte 3. Jahr" lächelt nett ab.

Frankreich 2012. Originaltitel: L'amour dure trois ans. Regie: Frédéric Beigbeder. Darsteller: Gaspard Proust, Louise Bourgoin, Valérie Lemercier, Jonathan Lambert, Joey Starr, Frédérique Bel, Nicolas Bedos. Ab 12 Jahren. 100 Minuten.

Filmhomepage "Das verflixte 3. Jahr"
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