Nach den US-Wahlen

Was bedeutet Trumps Sieg für die Welt?

Der neue US-Präsident Donald Trump steht vor einem Pult.
Vom politischen Außenseiter zum US-Präsidenten: Donald Trump © JIM WATSON / AFP
Gäste: Politologe Dietmar Herz und Bettina Gaus, Journalistin bei der "taz" · 12.11.2016
Nach dem Triumph Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen warnt die Journalistin Bettina Gaus vor einem Aufwind für Populisten weltweit. Der Politologe Dietmar Herz ist nicht überzeugt, dass Trump wirklich eine knallharte Revision der Obama-Politik durchzieht.
Er hat es geschafft: Donald Trump, der politische Außenseiter, der Alptraum aller Demokraten, wird der 45. Präsident der USA. Noch immer rätseln nicht nur Politiker hierzulande, wer dieser Mann – jenseits der kraftstrotzenden und populistischen Wahlkampfparolen – ist, der ab dem 20. Januar 2017 die größte Wirtschafts- und Militärmacht der Welt regieren wird. Welche Politik wird in Zukunft im Weißen Haus gemacht? Welche Auswirkungen hat der Sieg Trumps auch auf Deutschland, auf Europa?
"Ich bin überzeugt: Donald Trump wird diese Wahl gewinnen. Wenn kein Wunder geschieht, dann zieht er ins Weiße Haus ein", schrieb die Journalistin Bettina Gaus bereits vor Monaten in ihrer Kolumne für die Tageszeitung "taz". Gaus war als Wahlbeobachterin mehrfach in den USA; für ihr Buch "Auf der Suche nach Amerika. Begegnungen mit einem fremden Land" reiste sie quer durch die Vereinigten Staaten.

"Angst vor Kontrollverlust half Trump"

Als einen der Gründe für den Wahlerfolg Trumps sieht sie die wachsende Angst vor einem Kontrollverlust vieler US-Amerikaner: "Es ist das Gefühl, nicht mehr überblicken zu können, was sich in der Welt tut und keinen Einfluss mehr zu haben – also auch eine Angst vor der Globalisierung." Es habe letztlich der gewonnen, der darauf die einfacheren Antworten biete. Diese Mischung aus Populismus und Nationalismus sei auch ein Signal an Europa: "Es geht nicht nur um Ungarn und Polen, man muss sich in dem Zusammenhang an den Brexit erinnern. Und das Gefährliche daran ist, dass die Populisten dadurch Aufwind bekommen."

"Es bleibt nur, gute Miene zum bösen Spiel aufzusetzen"

"Nun muss man schauen, welche Leute Trump um sich schart, und ob er wirklich eine knallharte Revision der Obama-Politik durchzieht", sagt Dietmar Herz, Professor für Vergleichende Regierungslehre an der Universität Erfurt. Er hat viele Jahre in den USA gelebt und gelehrt. Der Wissenschaftler kennt das politische Geschäft auch aus eigener Erfahrung: Von 2009 bis 2015 war er Staatssekretär im Thüringer Justizministerium. "Man muss schauen, mit wem man es letztlich zu tun hat. Das ist ja nicht nur der Präsident. Er hat seine Berater, da ist der Außenminister… Man muss schauen, welchen Generäle er die Armeeführung übergibt. Ansonsten bleibt nur gute Miene zum bösen Spiel aufzusetzen. Wir können Amerika nicht konfrontieren. Trump hat sich in die deutsche Politik eingemischt, aber Merkel und Steinmeier sollten da einen Strich drunter machen und sagen: Wir fangen neu an."

Amerika hat gewählt – und die Welt kriegt Trump!

Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9:05 Uhr bis 11 Uhr mit Bettina Gaus und Dietmar Herz. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de – und auf Facebook und Twitter.

Bettina Gaus: Auf der Suche nach Amerika. Begegnungen mit einem fremden Land
Eichborn, Frankfurt 2008
E-Book: 8,49 Euro

Dietmar Herz: USA verstehen
primus-Verlag, Darmstadt 2011
413 Seiten, 14,95 Euro (gebunden)

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