Nach dem Drohnenangriff auf Taliban-Chef Mansur

Gefahr von Racheakten

Das Foto soll Taliban-Chef Mullah Mansur zeigen, der nun offenbar getötet wurde.
Das Foto soll Taliban-Chef Mullah Mansur zeigen, der nun offenbar getötet wurde. © picture-alliance / dpa
Thomas Ruttig im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger  · 23.05.2016
Mit einem Drohnenangriff in Pakistan hat die US-Armee Taliban-Chef Mullah Mansur getötet. "Keine gute Nachricht" sei das, glaubt Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network - denn die Friedensbemühungen in Afghanistan würden dadurch vermutlich zurückgeworfen.
Im Juli letzten Jahres hatte Mullah Achtar Mansur die Führung der Taliban übernommen - als Nachfolger von Talibangründers Mullah Omar. Jetzt hat die US-Armee ihn durch einen Drohnenangriff in Pakistan getötet, in Talibankreisen wurde Mansurs Tod inzwischen bestätigt. Für den Gründer des in Kabul ansässigen Netzwerks Afghanistan Analysts Network, Thomas Ruttig, sind das alles keine guten Nachrichten.
Zum einen müssen man mit Racheakten rechnen, so Ruttig im Deutschlandradio Kultur. Zum anderen könne es sein, dass bei den Bemühungen, einen Nachfolger zu finden, Streit ausbreche und sich die Taliban in weitere Fraktionen aufspalten würden.

Für Friedensbemühungen kontraproduktiv

"Das ist dann für Friedensbemühungen aus meiner Sicht zumindest eher negativ, weil man halt mit sehr vielen unterschiedlichen Gruppen hantieren muss, von denen einiger radikaler, andere dann noch radikaler sind. Ich denke, dass das einen Friedensprozess, der noch nicht wirklich richtig angefangen hat, schwieriger macht."
Bis vor wenigen Tagen sei es in Afghanistan verbreitete Ansicht gewesen, dass man den Sommer abwarten müsse. "Die Taliban haben ja eine Frühjahrsoffensive ausgerufen, haben auch schon vorher und im letzten Jahr militärische Erfolge gefeiert. Und viele Leute dachten - ich gehöre auch dazu -, dass sie versuchen, vor möglichen Verhandlungen ihre Position zu stärken."
Es sei nicht ausgeschlossen gewesen, dass Mullah Mansur sich zu solchen Gesprächen hätte überreden lassen.
"Aber man hätte wahrscheinlich noch etwas mehr Zeit gebraucht. Jetzt den Führer der Bewegung umzubringen, mit dem man ja eigentlich verhandeln wollte, halte ich für unklug."
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