Nach Crystal-Meth-Fund bei Volker Beck

Wenn Politiker zu Drogen greifen

Der Blick auf das gut besetzte Plenum des Bundestages, am Rednerpult Kanzlerin Angela Merkel.
Viele Politiker greifen zur Flasche oder zu anderen Drogen, meint der Hauptstadtkorrespondent der "Leipziger Volkszeitung" © dpa / Michael Kappeler
Dieter Wonka im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 03.03.2016
Der Fall Volker Beck ist symptomatisch für den Politikbetrieb, meint der Journalist Dieter Wonka. Politiker müssten ständig Wichtigkeit signalisieren und dürften keine Schwäche zeigen. Deshalb würden viele zur Flasche oder zu anderen Drogen greifen.
Der Grünen-Politiker Volker Beck unter Drogenverdacht, laut "Bild"-Zeitung sogar wegen des hochgefährlichen Crystal Meth. Das ist für hämische Zeitgenossen ein gefundenes Fressen, galt gerade Beck doch vielen als Moralisierer. Dieter Wonka, Hauptstadtkorrespondent der "Leipziger Volkszeitung", sieht in der Drogenaffäre jedoch vor allem ein Zeichen dafür, dass sowohl Politiker alsauch Journalisten im Berliner Politikbetrieb unter immensem Druck stehen.

Schwächen zu zeigen, ist nicht erlaubt

Beide Berufsgruppen hielten sich "für unglaublich bedeutsam und wichtig", sagt Wonka. "Im Berliner Politikbetrieb ist es so ein Geben und Nehmen: Was, du bist nicht bedeutungsvoll? Dann kannst du wohl nichts."
Also würden viele Politiker und Journalisten auch diese Rolle spielen. Und um dahin zu kommen, nehme der eine Drogen, der andere zeuge uneheliche Kinder, wieder andere griffen zur Flasche.
"Ich kenne einige ganz wichtige Politiker, die sitzen nachts in ihrer Butze, trinken eine Flasche Bier oder was Härteres aus der Flasche, essen aus einer Fischdose mit der Gabel und müssen am nächsten Tag wieder die Rolle spielen, die ihnen die Nation zugebilligt hat oder der sie sich selber aussetzen, nämlich dass sie die entscheidenden Wegbereiter einer Zukunftspolitik sind. Das hält mancher nicht aus."

Bedauern für Becks Rücktritt

Den Rücktritt Becks bedauert Wonka. Dieser sei einer der Besten im Bundestag gewesen: "Er hat prononciert eine Meinung vertreten, war lästig und war störend und hat sich für Minderheiten eingesetzt."
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