Muslime in Deutschland

"Distanzieren setzt ja eine Nähe voraus"

Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor
Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor © dpa / picture alliance / Karlheinz Schindler
Lamya Kaddor im Gespräch mit Oliver Thoma · 14.11.2015
Was sagen die deutschen Muslime zu den Attentaten in Paris? Müssten sie nicht vernehmlich gegen die Mordtaten von Islamisten auf die Straße gehen? Nein, findet Lamya Kaddor, die Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes.
Die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin Lamya Kaddor widerspricht dem Vorwurf, die Muslime in Deutschland würden sich nicht deutlich genug von den islamistisch motivierten Attentaten wie denen von denen in Paris distanzieren: "Doch, sie tun das", sagte die Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur:
"Und ich glaube auch, distanzieren ist immer zuviel des Guten, denn Distanzieren setzt ja eine Nähe voraus. Die haben wir Muslime nicht, nur weil andere Muslime solche Gewaltverbrechen ausüben. Ich kann mich positionieren, ja. Das tun wir, und das ist auch wichtig in der Tat, dass wir das auch vermehrt und stark tun. Ich kann zumindest für den Liberal-Islamischen Bund sagen, dass wir gestern Nacht noch eine Stellungnahme dazu herausgegeben haben. Aber es ist nicht so, dass wir das nicht auch furchtbar finden, es ist nicht so, dass wir nicht auch Opfer gewesen wären, wenn... deshalb gilt unsere Anteilnahme da, und das meinen wir auch ganz ernst! Ich glaube allerdings, es ist schwierig, jetzt zu sagen, die Muslime müssen jetzt mal alle endlich auf die Straße und zeigen, dass sie damit auch ein Problem haben. Wir haben genauso ein Problem wie jeder andere auch."
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