Musiktheater

Bartók im wunderbaren Doppelpack

Ulf Paulsen (Herzog Blaubart), Rita Kapfhammer (Judith) in der Inmszenierung von "Herzog Blaubarts Burg" am Anhaltinischen Theater Dessau.
Ulf Paulsen (Herzog Blaubart) und Rita Kapfhammer (Judith) in "Herzog Blaubarts Burg" © Claudia Heysel
Von Franziska Stürz · 29.04.2016
Das Anhaltische Theater Dessau zeigt Béla Bartóks selten aufgeführtes Ballett "Der wunderbare Mandarin" gemeinsam mit dessen einziger Oper "Herzog Blaubarts Burg". Außergewöhnlich und absolut sehenswert.
Ein herausragender, hochintensiver Abend. Um Eros und Thanatos, um Erlösung durch Liebe geht es in beiden Werken. Tomasz Kajdanski setzt in "Der wunderbare Mandarin" auf große Körperlichkeit und hohes Tempo. Moritz Nitsche hat in den dunklen Riesenraum der Dessauer Bühne Turngeräte verteilt, auf denen sich die großartige Nicole Luketic als von drei Gangstern zur Verlockung gezwungenes Mädchen nach allen Regeln der Verführungskunst verbiegt. Joe Monaghan bleibt als Mandarin im silbernen Frack lange Zeit steif und unbeteiligt.

Großartiger Ausdruck der Tänzer

Die Spannung steigt zur rasanten Musik aus dem Orchestergraben und gipfelt in dem mehrfach begangenen Mord durch Erschlagen, Erstechen und Ertrinken. Erlösung und Tod findet der Mandarin aber erst durch das Mitleid und die echte Zuneigung des Mädchens. Knappe vierzig Minuten dauert das Ballett und fesselt durch großartigen Ausdruck und Einsatz der Tänzer und aufgrund der weichen, spannungsvollen Bartók-Interpretation des Dirigenten Daniel Carlberg. Gar nicht schroff oder abstoßend klingt das, sondern faszinierend schön.

Tanz mit dem Tod

In "Blaubarts Burg" wird das Publikum in unaufhaltsamem Sog der Musik hineingezogen in die innere Welt des Herzog Blaubart. Wie eine Lichtgestalt tritt Rita Kapfhammer als blonde Judith im Silberkleid ein in die dunkle Burg des Mannes, den sie liebt. Benjamin Prins spielt mit Lichteffekten und Visionen von Innen- und Außenräumen, denn konkret ist gar nichts in diesem Werk. Judith tanzt mit dem Tod, wird immer blutverschmierter, steht im vom Dessauer Bühnenhimmel strömenden Regen und liebt weiter so bedingungslos, dass Blaubart ihr auch den Schlüssel für die siebte Tür geben muss. Dann geht sie ein in seine Erinnerung, in die Ewigkeit zu den vorigen Frauen des unglücklichen, allein zurückbleibenden Mannes.

Unwiderstehlich fein gesponnene Klangfäden

Ulf Paulsen mit warmem, zu mächtigen Ausbrüchen fähigen Bassbariton und Rita Kapfhammers innig strahlender Mezzo bilden ein ideales Paar getragen von unwiderstehlich fein gesponnen Klangfäden und wagnerisch aufwallenden mächtigen Wogen aus dem Orchestergraben.
Ein gelungener Wurf des erstmals große Oper inszenierenden Benjamin Prins und ein klarer Beweis für die fruchtbare spartenübergreifende Ensemblearbeit. Prädikat: außergewöhnlich und absolut sehenswert!
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