Musikgeschichte

Warum Supergroups überschätzt werden

Die Band SuperHeavy um den Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger (M.).
Die Band SuperHeavy um den Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger (M.). © picture alliance / dpa / Universal Music / Frank W. Ockenfels
Von Uwe Wohlmacher · 29.09.2014
Ein Blick in die Musikgeschichte zeigt: Viele Supergroups scheitern bereits im Anfangsstadium – bis heute. Meistens stehen sich die Egos der beteiligten Künstler nur im Weg. Es gibt aber eine bekannte Ausnahme.
Jan Wenner, Gründer des Musikmagazins Rolling Stone soll den Begriff "Supergroup" 1969 in einem Artikel über die englische Starband Cream das erste Mal benutzt haben; abgeleitet von dem Album "Super-Session", das die drei bekannten US-Musiker Al Kooper, Mike Bloomfield und Stephen Stills 1968 veröffentlicht hatten.
Eine andere Erklärung besagt, dass Robert Stigwood – Ende der 60er-Jahre Manager von Eric Clapton – den Begriff für das mit Stars besetzte Blues-Trio Cream erfunden hatte, der dann schnell von den Medien übernommen wurde. Für die Cream-Nachfolgeband Blind Faith war er 1969 zumindest weltweit eingeführt.
Cream waren aber wohl nicht die erste Supergroup der Rockgeschichte, denn bereits 1965 hatte der Bluessänger Long John Baldry unter dem Bandnamen Steampacket Julie Driscoll, Rod Stewart, Brian Auger und Micky Waller um sich versammelt. Steampacket bestanden allerdings nur kurz und waren eigentlich auch nur eine lokale Londoner Größe. Insofern waren Cream wohl tatsächlich die erste Supergroup des Rock.
Super-Projekte kommen nicht über Anfangsstadium hinaus
Zeitgleich zu Blind Faith formierten sich 1969 in Kalifornien David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young zu einer der erfolgreichsten Supergroups des Folk-Rock. Weitere mit Stars besetzte Bands wie Humble Pie, Bad Company oder Emerson, Lake & Palmer folgten und wurden von der Musikindustrie nur zu gern mit dem Etikett Supergroups beworben, was sich zumindest eine Zeit lang kommerziell gut vermarkten ließ.
Dabei wurde der kreative Output dieser starbesetzten Gruppen meist weit überschätzt. Oftmals standen sich die Egos der beteiligten Musiker nur im Weg oder konnten den Erwartungen der Fans gar nicht gerecht werden.
Etliche dieser Super-Projekte scheiterten schon im Anfangsstadium und gelangten gar nicht erst zum Verbraucher, wie zum Beispiel Powerhouse von 1966 mit Eric Clapton, Steve Winwood, Paul Jones, Jack Bruce und Pete York, XYZ mit Musikern von Yes und Led Zeppelin Mitte der 70er-Jahre oder Ride the Tiger in den 90er-Jahren mit Musikern von Yes, Asia, The Bugles und King Crimson.
Band, die den Titel verdient
Dem Traum, mit den Besten der Besten spielen zu können, stand ganz sicher die harte Arbeit im Proberaum und Studio gegenüber, die auch diese Bands bestehen mussten und daran häufig zerbrachen.
Dass bei großen Namen nicht zwangsläufig herausragende Musik entsteht, musste auch Mick Jagger jüngst erkennen, der sich 2009 in der Gruppe SuperHeavy mit Dave Stewart, A.R. Rahman, Joss Stone und Damian Marley zusammenfand, die aber nach einem mittelmäßigen Album 2011 schon wieder Geschichte war.
Ganz anders die Gruppe Travelling Wilburys, zu der sich 1988 die fünf befreundeten Superstars George Harrison, Jeff Lynne, Bob Dylan, Tom Petty und Roy Orbison zusammenschlossen und immerhin zwei musikalisch bemerkenswerte und kommerziell sehr erfolgreiche Platten veröffentlichten. Eine Supergroup, die diesen Namen wirklich verdiente.