Musikfest Berlin

09.09.2012
Das Musikfest Berlin ist zweifelsohne ein globales Gipfeltreffen in Sachen Musik und wird auch in diesem Jahr die Konzertsaison in Berlin eröffnen. Das Programm ist kompakt, die dramaturgische Intelligenz geradezu spektakulär. Große Orchester kommen nach Berlin und die Berliner Flagschiffe ziehen mit, so auch in diesem Jahr.
Beim Gastauftritt des Konzerthausorchesters Berlin am 9. September ist Isabelle Faust die Solistin. Sie spielt das Violinkonzert "Violin and Orchestra" von Morton Feldman, der Dirigent ist Emilio Pomárico.
Ein langes Ringen mit Hindernissen und Rückschlägen war Franz Schuberts Auseinandersetzung mit der großen Orchesterform Symphonie. In mehreren Anläufen versuchte er, mit innovativen Lösungen aus dem übermächtigen Schatten Ludwig van Beethovens herauszutreten. 1822 begann Schubert ein neues Symphonie-Projekt in der für die Gattung seltenen "dunklen" Tonart h-Moll: Die später als "Unvollendete" berühmt gewordene Symphonie wurde zum genialen Gegenentwurf zur Symphonik Beethovens.

Morton Feldman schätzte Schubert außerordentlich, vor allem wegen der Kraft des Atmosphärischen in dessen Musik. Von den formalen Zwängen und Dogmen sowohl der Tradition als auch der Neuen Musik befreit sich Feldman konsequent. Ihm ist der reine Klang wichtig: "Ich begann zu spüren, dass die Klänge sich nicht um meine Ideen von Symmetrie und Form kümmerten. Sie wollten leben (…)" hat er einmal gesagt. Morton Feldman findet eine eigene, ganz neue Herangehensweise, wie diese Klänge im Zeitverlauf verbunden werden. Er benötige eine gewisse Intimität, um seine langen Stücke zusammenzuhalten, hat er einmal geäußert.

Dies gelingt ihm durch feinste Detailarbeit in vielen kleinen kammermusikalischen Zellen, die in unterschiedlichsten Kombinationen der Orchesterinstrumente präzise angeordnet werden. Und – als exzellenter Kenner von Orientteppichen – baut er überraschende Abweichungen als bewusste Webfehler ein. "Mit anderen Worten, wenn ich ein langes Stück schreibe, mache ich manche merkwürdigen Züge, aber nur für einen Moment", erklärte er. Morton Feldmans Violin and Orchestra, 1979 entstanden, ist mit über einer Stunde Dauer das längste Orchesterstück, das er je geschrieben hat. Er betrachtete Violin and Orchestra als "eine Vorlesung darüber, wie man ein Stück durch die Variation sämtlicher Parameter in Gang hält."

Isabelle Faust, eine der herausragenden Geigerinnen unserer Zeit, ist gleichermaßen in der Neuen Musik wie auch im klassisch-romantischen Repertoire Zuhause. "Violin and Orchestra" von Morton Feldman kennt sie so gut wie nur wenige Solisten: Bereits 2001 hat sie das Stück auf den großen europäischen Konzertbühnen aufgeführt und auf CD eingespielt.
berlinerfestspiele


Musikfest Berlin
Live aus dem Konzerthaus Berlin


Franz Schubert
Sinfonie Nr. 7 h-Moll D759 ("Unvollendete")

ca. 20:35 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Sorge um das Landhaus von Charles Ives –
Eine Bestandsaufnahme von Georg Hirsch
Ruth Jarre im Gespräch mit Isabelle Faust

Morton Feldman
"Violin and Orchestra"


Isabelle Faust, Violine
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Emilio Pomarico