Musikfest Berlin

Zeitvertreib wohltemperiert

Musikfest Berlin
Musikfest Berlin © Berliner Festspiele
05.10.2014
Bach langweilte sich in Köthen. Zum Zeitvertreib begann er sein Projekt, Präludien und Fugen in allen Tonarten des Quintenzirkels zu schreiben. Pierre-Laurent Aimard hat den ersten Teil des "Wohltemperierten Klaviers" beim Musikfest Berlin gespielt.
Der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard ist mit der zeitgenössischen Musik groß geworden, als Schüler von Yvonne Loriod. Später spielte er 18 Jahre lang Klavier im Ensemble Intercontemporain. Mehr und mehr hat er sich in den letzten Jahren von der Gegenwart in die Vergangenheit bewegt: Nun ist er bei Johann Sebastian Bach angekommen. Als regelmäßiger Gast beim Musikfest Berlin präsentiere er in diesem Jahr den 1. Teil des "Wohltemperierten Klaviers".
Pierre-Laurent Aimard ist ein Klangtüftler, einer, der es genau wissen will, der nichts aus dem Bauch heraus macht. Überraschenderweise entschied er sich bei seinem Recital im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin für eine besondere Stimmung des Instruments – für eine Mischung aus temperierter und mitteltöniger Stimmung. Obwohl Bach seine Präludien und Fugen ausdrücklich für die temperierte, ausgeglichene Stimmung komponiert hat. Diese zu Bachs Zeit neue Errungenschaft hatte es ja endlich ermöglicht, alle Tonarten des Quintenzirkels zu verwenden und einigermaßen sauber anzuhören.
Aimard bietet hier also eine spezielle, sehr individuelle und subjektive Sicht auf Bachs Werk, das er einst verfertigt hat "zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib".
Musikfest Berlin
Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal
Aufzeichnung vom 04.09.2014
Johann Sebastian Bach
"Das wohltemperierte Klavier" (1. Buch) BWV 846-869
Pierre-Laurent Aimard, Klavier