Musikfest Berlin

Trio im Transit

Musikfest Berlin
Musikfest Berlin © Berliner Festspiele
02.10.2014
Eine Art Tripelkonzert - das neue "Trio Concerto" von Wolfgang Rihm trifft beim Berlin-Gastspiel des WDR-Sinfonieorchesters auf Franz Schuberts "Große" C-Dur-Sinfonie. Den Anfang macht Rihms Orchesterwerk "Transitus".
Wenn er mit irgend einer Angelegenheit Probleme habe, beschäftige er sich damit. Ganz einfach ist das für Wolfgang Rihm, auch wenn es um die durch das Virtuosentum belastete Gattung "Solokonzert" geht. Er weicht den Problemen nicht aus, sondern er versucht sie mit seiner unbändigen Kreativität zu lösen.
In den vergangenen Wochen hat der Karlsruher Komponist gleich mehrere wahrhafte Konzerte vorgestellt. Ein Hornkonzert in Luzern, ein Klavierkonzert (sein zweites) in Salzburg - und nun erblickt sein "Tripelkonzert" in der Philharmonie Berlin beim Musikfest das Licht der Welt. Geschrieben hat es Rihm für das Jean-Paul-Trio, dem er seit langem verbunden ist. Gespannt kann man sein, wie sehr das Vorbild Beethoven mitschwingt. Der Wahlwiener Klassiker hat ja das bedeutendste Stück dieser Besetzung komponiert. Doch selbst dieses Tripelkonzert wird eher selten gespielt.
Der Abend beginnt mit Wolfgang Rihms Orchesterstück TRANSITUS. Im Durchgang (Transit) befinden sich hier die musikalischen Materialien - der Komponist möchte hier die Hierarchie zwischen (Haupt-)Themen und Überleitungen aufheben. Das eine soll genauso wichtig sein wie das andere, auch beim Hören.
Im zweiten Teil spielen die Musikerinnen und Musiker des WDR aus Köln unter Leitung ihres Chefdirigenten Jukka-Pekka Saraste die Sinfonie Franz Schuberts, die wegen ihrer Länge und ihres Gewichts als "Große C-Dur-Sinfonie" bekannt geworden ist. Wolfgang Rihm findet sie deshalb bedeutend, weil hier der wahre Franz Schubert gut zu spüren ist, der etwas Neues, ganz Eigenes erfindet, weil er sich an etwas Bestehendem abarbeitet.
Alle Zeitgenossen beurteilten Franz Schuberts Sinfonien vor dem Hintergrund des Vermächtnisses Beethovens. Es dauerte viele Jahre, bis der Sinfoniker Schubert durchdringen konnte. Seine "Große C-Dur" wurde ja erst lange Zeit nach seinem frühen Tod auf Initiative Robert Schumanns unter der Leitung Felix Mendelssohn Bartholdys in Leipzig uraufgeführt. Neu und verstörend wirkt sie bis heute.
Musikfest Berlin
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 17.09.2014
Wolfgang Rihm
"Transitus" für Orchester
"Trio Concerto" für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester (Uraufführung)
ca. 20.50 Uhr Konzertpause, darin:
"Ein enorm riskantes Unternehmen..." - Wolfgang Rihm über Richard Strauss' Langformen, seine eigenen Solokonzerte und über himmlische Längen bei Schubert - im Gespräch mit Volker Michael,
das ungekürzte Gespräch zum Nachhören
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944
Trio Jean Paul:
Eckart Heiligers, Klavier
Ulf Schneider, Violine
Martin Löhr, Violoncello
WDR Sinfonieorchester Köln
Leitung: Jukka-Pekka Saraste