Musikfest Berlin

Nur Hörnerschall tönt so hold

Musikfest Berlin
Musikfest Berlin © Berliner Festspiele
11.09.2014
Das Musikfest Berlin bringt alljährlich im September die großen Orchester in die Hauptstadt. Die Kammermusik spielt dabei jedoch immer eine wichtige Rolle, zumal das Horn dieses Jahr den Ton angibt. Trios für Horn, Violine und Klavier stellen vor allem im österreichisch-ungarischen Kulturraum ein eigenes Genre dar.
Alljährlich werden zum Saisonauftakt in Berlin die orchestralen Kräfte gebündelt: Die Berliner Festspiele und die Berliner Philharmonie richten das Musikfest Berlin aus, das in dieser Form – als Nachfolgerin der Berliner Festwochen – nun zum 10. Mal stattfindet. Hier treffen die Klangkörper der Hauptstadt auf die führenden Orchester der internationalen Szene. Doch geht es nicht in erster Linie um eine sinfonische Leistungsschau, sondern um Konzepte. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals dieser Größenordnung setzt Programmchef Winrich Hopp auf klare dramaturgische Linien, vertritt konsequent das Erbe der Moderne und stellt überraschende Querbezüge her.
In diesem Jahr steht der 150. Geburtstag von Richard Strauss im Mittelpunkt – oder genauer gesagt: Strauss ist die „graue Eminenz", die als ebenso geniale wie problematische Figur auch dann ein Bezugspunkt der Konzertprogramme ist, wenn gar kein Strauss-Werk erklingt. Der Vater von Richard Strauss war Hornist, Strauss junior liebte dieses Instrument: So treten immer wieder Werke, in denen das Horn eine besondere Rolle spielt, in den Vordergrund.
Außergewöhnlich sind in dieser Hinsicht zwei Kammermusikwerke – die Horntrios von Johannes Brahms und György Ligeti. Brahms, der in jungen Jahren selbst Horn spielte, begründete diese klanglich heikle Gattung und schrieb 1865 mit dem Horntrio eines seiner markantesten Werke. György Ligeti liebte dieses Werk und schrieb rund 120 Jahre später ein eigenes Horntrio, in dem er sich auf hintersinnige Weise mit der musikalischen Tradition auseinandersetzte. Beide Werke werden nicht allzu häufig gespielt, weil sie sehr anspruchsvoll sind und weil es nur wenige entsprechend eingespielte Ensembles gibt. Das Trio Isabelle Faust (Violine), Teunis van der Zwart (Horn) und Alexander Melnikov (Klavier) gehört zu den perfekt abgestimmten Teams der Kammermusikszene – alle drei Künstler sind mit der zeitgenössischen Musik ebenso vertraut wie mit der historischen Aufführungspraxis. Und so respektiert Teunis van der Zwart im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen den Wunsch von Johannes Brahms, dass das Horntrio auf einem ventillosen Naturhorn zu spielen sei.
In unserem Pausenbeitrag geht Eva Blaskewitz der wahrhaft verwickelten Geschichte des Horns nach. Im Laufe seiner "Entwicklung" nahm die Zahl seiner Windungen ab, als vor zweihundert Jahren das Ventil erfunden wurde - die revolutionäre Neuerung für alle Blechblasinstrumente brachte auch für das Horn Vor- und Nachteile zugleich.
Musikfest Berlin
Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal
Aufzeichnung vom 06.09.2014
Robert Schumann
Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 94
Johannes Brahms
Trio für Klavier, Violine und Horn Es-Dur op. 40
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
darin: "Eine gebogene Geschichte - Das Horn und seine Entwicklung" - eine Beitrag von Eva Blaskewitz
Jörg Widmann
„Air" für Horn solo
György Ligeti
Trio für Violine, Horn und Klavier
Isabelle Faust, Violine
Teunis van der Zwart, Horn
Alexander Melnikov, Klavier