Musikfest Berlin

Ausgeklungen

Musikfest Berlin
Musikfest Berlin © Berliner Festspiele
16.09.2014
Beim Gipfeltreffen der renommierten Orchester in der Philharmonie Berlin in der heutigen Aufnahme zu Gast: Die Bamberger Symphoniker und drei hervorragenden Solisten - es dirigiert Jonathan Nott. Der erste Teil bringt zwei Werke des Abschieds. Der alte Richard Strauss ahnte beim Schreiben seiner "Vier Letzten Lieder", dass sein Leben zu Ende ging. Max Reger dagegen wusste nicht, als er seine "Fantasie und Fuge für Orgel d-Moll op. 135b" im zweiten Weltkriegsjahr komponierte, dass er nur noch wenige Monate zu leben hatte. Für Helmut Lachenmann ist der "Ausklang" zunächst ein akustisches Phänomen und Problem, das er in seiner "Musik für Klavier mit Orchester" untersuchen möchte.
Alljährlich werden zum Saisonauftakt in Berlin die orchestralen Kräfte gebündelt: Die Berliner Festspiele und die Berliner Philharmonie richten das Musikfest Berlin aus, das in dieser Form – als Nachfolgerin der Berliner Festwochen – nun zum 10. Mal stattfindet. Hier treffen die Klangkörper der Hauptstadt auf die führenden Orchester der internationalen Szene. Doch geht es nicht in erster Linie um eine sinfonische Leistungsschau, sondern um Konzepte. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals dieser Größenordnung setzt Programmchef Winrich Hopp auf klare dramaturgische Linien, vertritt konsequent das Erbe der Moderne und stellt überraschende Querbezüge her.
In diesem Jahr steht der 150. Geburtstag von Richard Strauss im Mittelpunkt – oder genauer gesagt: Strauss ist die „graue Eminenz", die als ebenso geniale wie problematische Figur auch dann ein Bezugspunkt der Konzertprogramme ist, wenn gar kein Strauss-Werk erklingt. Der Vater von Richard Strauss war Hornist, Strauss junior liebte dieses Instrument: So treten immer wieder Werke, in denen das Horn eine besondere Rolle spielt, in den Vordergrund.
Im heutigen Programm singt Genia Kühmeier Richard Strauss' bewegende und entrückte "Vier Letzte Lieder" - Christian Schmitt eröffnet den Abend an der Orgel mit Max Regers Vermächtniswerk, der Fantasie und Fuge in d-Moll. Nach dem Pausengespräch, das Olaf Wilhelmer mit Helmut Lachenmann geführt hat, gibt es dann das quasi-"Klavierkonzert" dieses Meisters der Avantgarde. "Ausklang" hat er es überschrieben und natürlich in distanzierender Weise "Musik für Klavier mit Orchester" genannt, um jeden "Anklang" an romantische Vorgänger zu vermeiden.
In diesem Werk beschäftigt er sich mit dem Problem des Kontrollverlusts, das gerade dieses Solo-Instrument mit sich bringt. Einmal angeschlagen lässt sich ein Klavierton nicht mehr beeinflussen. Oder doch? Lachenmann hat Wege und Mittel gefunden, die Schallwellen, die von diesem Saiteninstrument ausgesandt werden, einzufangen. Ob er damit auch einen Blick in die Ewigkeit wagt, in die seine Kollegen Richard Strauss und Max Reger eingetreten sind? Der Pianist Pierre-Laurent Aimard versucht darauf gemeinsam mit den Bamberger Symphonikern und ihrem Chefdirigenten Jonathan Nott eine Antwort zu geben.
Musikfest Berlin
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 08.09.2014
Max Reger
Fantasie und Fuge für Orgel d-Moll op. 135b
Richard Strauss
Vier letzte Lieder für Sopran und Orchester
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
darin: „Ausklang und Aufbruch" - Olaf Wilhelmer im Gespräch mit Helmut Lachenmann
Helmut Lachenmann
„Ausklang", Musik für Klavier mit Orchester
Christian Schmitt, Orgel
Genia Kühmeier, Sopran
Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Bamberger Symphoniker
Leitung: Jonathan Nott