Musikalischer Frontantrieb

22.01.2010
Led Zeppelin war eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Als musikalischer Frontantrieb galt der Sänger Robert Plant. Über ihn hat der Autor Neil Daniels nun eine Biografie verfasst.
Man nannte ihn "The Golden Boy"; er war der "Junge mit den goldenen Haaren", der zu einer Ikone des Rockgesangs wurde. Gemeint ist Robert Plant, Mitglied der Hard-Rock-Band Led Zeppelin, der durch sie und mit ihr nicht nur zu einem Weltstar, sondern durch seinen expressiven Gesangsstil zum Inbegriff des Rocksängers überhaupt und mit seiner unvergleichlichen sirenenhaften, androynen und zugleich männlich-machohaften heiseren Drei-Oktaven-Stimme zum bewunderten und oft kopierten Vorbild für nachfolgende Bands und Musiker wurde.

Das vorliegende Buch des britischen Autors Neil Daniels erzählt die Geschichte des in der Provinz geborenen Plant, der seit seiner frühesten Jugend eine Leidenschaft für englische Folklore, den Southern Blues und fernöstliche Musik entwickelte. Der Leser lernt einen jungen Mann kennen, der sich nach dem Schulabgang lustlos in verschiedenen Jobs versuchte und letztlich entschied, mit Musik Geld zu verdienen.

Besonderes Augenmerk hat Daniels auf die genauen Umstände der Begegnung zwischen Plant und dem damaligen Yardbirds-Gitarristen Jimmy Page gelegt. Nach der Trennung der alten Gruppe stellte Page 1968 eine neue Besetzung zusammen und bekam statt seines Wunschkandidaten Terry Reid von diesem den Hinweis auf Robert Plant, der in der Provinz Sänger der wenig bekannten Gruppe Band Of Joy war.

Auf Anraten seines Mentors Alexis Korner nahm der das Angebot an und wurde Sänger von Led Zeppelin. Schon ein Jahr danach galt das Quartett als eine der aussichtsreichsten Gruppen der Rockszene, die ohne ihren exaltierten und gleichermaßen talentierten Frontmann Plant diesen Stellenwert wohl nie erreicht hätte.

Daniels' Biografie zeigt auf, in welchem Umfang Plant mit seinem Hang zu keltischer Mythen- und Sagenwelt sowie indischer und arabischer Musik das Image und die musikalische Richtung der Hard-Rock-Band geprägt hat und wie er mit ihrem kometenhaften Aufstieg, dem Ruhm und Erfolg zurecht kam. Der Autor schildert diesen ungewöhnlichen Lebenslauf mit allen Höhen und Tiefen, desaströsen und tragischen Abstürzen bis hin zu Plants mehrfach Grammy-geehrtem aktuellen Projekt mit der amerikanischen Bluegrass-Sängerin Alison Krauss und dem kurzzeitigen Comeback mit Led Zeppelin im Dezember 2007. Dabei verzichtet er auf Mutmaßungen und persönliche Assoziationen und beschränkt sich darauf, alle Karriereschritte des Sängers möglichst detailgenau und objektiv zu dokumentieren.

Etliche Interviews mit Weggefährten aus Plants Kindheit, mit Kollegen, Produzenten und Freunden erzählen den Werdegang eines Blues-Enthusiasten aus dem englischen Birmingham, der zu einem Idol des Rock und Vorbild für viele nachfolgende Rocksänger wurde. Schade, dass Daniels bei den Interviews nur Gesprächspartner aus dem Heavy-Metal-Bereich herangezogen hat.

Man hätte sich zusätzliche Aussagen und Statements, vor allem von Plant selbst, von seinen Led Zeppelin-Kollegen und den Begleitmusikern seiner Solojahre, gewünscht. Eine Analyse der Songtexte, die bei Led Zeppelin fast ausnahmslos von Plant geschrieben wurden, ist so gut wie gar nicht zu finden. Dabei wäre gerade das aufschlussreich gewesen, hätte es doch Einblick in die Gedanken- und Ideenwelt des Musikers ermöglicht.

So bleibt das Buch eine Biografie, die zwar mit vielen Details über den Led Zeppelin-Frontmann glänzt, aber erst als Ergänzung zu den bereits vorhandenen Werken über die legendäre Band und ihren Protagonisten Sinn macht.

Der Autor und Journalist Neil Daniels schreibt seit 2004 über Rock-Musik, vorzugsweise über Hard-Rock und Heavy-Metal.

Besprochen von Uwe Wohlmacher

Neil Daniels: Robert Plant - Led Zeppelin, Jimmy Page und die Solo-Jahre
Aus dem Englischen von Katrin Höfer und Eckhard Schwettmann, erschienen im Hannibal Verlag Bühl, 345 Seiten für 17,90 Euro.