Moritz Bleibtreu

"Du wirst als Deutscher in Amerika immer ein Alien bleiben"

Der Schauspieler Moritz Bleibtreu im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur auf der Berlinale 2017.
Moritz Bleibtreu im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur bei der 67. Berlinale 2017 © Audi
Katrin Heise im Gespräch mit Moritz Bleibtreu · 13.02.2017
Seine Bösewichte, seine Helden und komischen Figuren haben das deutsche Kino in den letzten 20 Jahren geprägt. Auf der Berlinale ist der Schauspieler Moritz Bleibtreu mit seinem Film "Es war einmal in Deutschland…" von Sam Garbarski vertreten. Wir haben ihn getroffen.
Von seinem frühen Erfolg in Tom Tykwers Hit "Lola rennt" bis zu Fatih Akins "Soul Kitchen" und Oskar Roehlers "Quellen des Lebens": Moritz Bleibtreu, der einer österreichischen Schauspielerdynastie entstammt und seit mehr als 40 Jahren treuer Hamburger ist, wusste seit frühester Kindheit, dass er Schauspieler werden will – genau wie seine Mutter, Monica Bleibtreu, bei der er aufgewachsen ist und mit der ihn bis zu ihrem Tod ein inniges Verhältnis verband. Und wie sein Vater, Hans Brenner, den er kaum gekannt hat.
"Ich habe das immer als Schicksal bezeichnet. Also das war nie so, dass ich gedacht habe, ich wäre so gerne mal ein Schauspieler, wie wäre das, also wie so ein Wunschdenken von dem man nicht genau weiß wie man da rankommt, sondern es war so: Ich werde das, also ich wusste das. Das war für mich eine Gewissheit. Ich hätte, wenn das nicht geklappt hätte mit der Schauspielerei, mich komplett neu erfinden müssen."

Spielfreude im Vordergrund

Und so hat Moritz Bleibtreu im Deutschlandradio Kultur seine Art und Weise zu spielen beschrieben:
"Ich glaube, man kann Schauspieler so ein bisschen in zwei Arten einteilen. Es gibt die Schauspieler, die aus einer Spielfreude heraus agieren, und es gibt die Schauspieler, die aus einer Notwendigkeit heraus agieren. Also die wirklich, die ja, einfach bestimmte Päckchen mit sich herumtragen, ein Stück weit neurotisch vielleicht sind, mit sich selbst sehr hadern, mit der Welt sehr hadern und die den Beruf eigentlich als eine Form von Ventil sehen für den Ausdruck.
Meine Mutter war so eine Schauspielerin. Also die hat den Beruf wirklich gebraucht, das war wirklich eine Art Therapie auf eine Art und Weise, also es war eine Notwendigkeit dahinter. Eine ganz andere Getriebenheit. Und dann gibt es Schauspieler, die das aus einer Spielfreude heraus machen. Zu denen gehöre ich."
Auf der diesjährigen Berlinale stellt Moritz Bleibtreu mit "Es war einmal in Deutschland …" von Sam Garbarski eine Tragikomödie über jüdische Überlebende in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vor.

Leid lindern durch Humor

"Das Leid, was die Nazis damals hervorgerufen haben, war höchstwahrscheinlich für viele, wenn es denn überhaupt ertragbar war, sicherlich nur deswegen ertragbar, weil man sich ein bisschen von dem bewahrt hat, was man allgemein Humor nennt.
Weil, wenn man dir alles wegnimmt, wenn man dir deine Lieben wegnimmt, dein Essen wegnimmt, dein Dach über dem Kopf, dir alles wegnimmt, was das Leben lebenswert und schön macht, dann hast du eigentlich nur noch eine einzige Sache, die dir irgendwie ein bisschen was an Freude oder Lebensglück auch irgendwie geben kann. Und das ist der Humor."
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