Mit Liebe und Optimismus in die Zukunft

Von Vanja Budde · 08.07.2013
Die Lebensverhältnisse sind alles andere als ermutigend im bitterarmen Uganda. Doch Samuel Apedel denkt positiv. Der Journalist hat andere Prioritäten als Geld und Besitz. Sparsam ist er trotzdem.
Wenn Samuel Apedel von der landschaftlichen Schönheit seiner Heimat Uganda erzählt, den grünen Hügeln, Regenwäldern und großen Seen, dann gerät der kleine, rundliche Wirtschaftsjournalist ins Schwärmen.

"Nicht für viel Geld würde ich Uganda verlassen. Ich liebe das Land viel zu sehr. Und ich bin von Natur aus ein optimistischer Mensch. Es gibt viele gute Entwicklungen in Uganda: Die Zahl derjenigen, die eine Schule besuchen, wächst von Jahr zu Jahr, Frauen erkämpfen sich immer mehr Rechte. Und wenn mehr Mädchen gebildet sind, verbessert das die Lebensqualität für alle."

Der Mittvierziger Samuel Apedel ist verheiratet und hat drei Töchter. Sie sind sechs, vier und zweieinhalb Jahre alt. Apedel zeigt ein Foto, lächelt stolz. Er sagt von sich selbst, dass er kein typischer ugandischer Mann sei.

"Viele Männer in Uganda haben strikte Ansichten, was die Rolle einer Frau ist und die eines Mannes. Ich bin aber gerne mit den Kindern zusammen. Meine Töchter sind eine große Quelle des Glücks für mich. Dafür danke ich meiner Mutter. Als ich ein Kind war, hat meine Mutter sehr hart gearbeitet. Meine Freunde haben mich ausgelacht, denn meine Mutter machte keinen Unterschied zwischen ihren Söhnen und ihren Töchtern. Ich konnte kochen und habe immer meine Geschwister gebadet. Wir hatten nicht viel Geld, aber es gab eine Menge Liebe in unserem Haus."

Apedels Vater starb, als er ein Baby war, er hat ihn nie kennengelernt. Seine Mutter brachte die Kinder als Laborassistentin eine Zeit lang allein durch, bis sie seinen Stiefvater heiratete.

"Ich wuchs mit meiner Oma und meinem Opa auf. Wir haben diese Tradition mündlicher Überlieferung: Abends sitzt man zusammen und die Großeltern erzählen viele Geschichten. Und so wollte ich auch immer Geschichten erzählen. Ich glaube, darum bin ich Journalist geworden."

Apedel hat dank sehr guter Schulnoten als Erster in seiner Familie studiert,
mit einem staatlichen Stipendium, Literatur und Englisch in Kampala und Kommunikationswissenschaft im britischen Leeds.

"Das Land verändert sich, und zwar sehr schnell"
Heute bringt er in Ugandas Hauptstadt Kampala jeden Morgen seine beiden älteren Mädchen in den Kindergarten und zur Schule, um dann in die Redaktion der staatlichen Zeitung "New Vision" zu eilen, eine der beiden großen nationalen Tageszeitungen in Uganda. Sie erscheint in Englisch mit einer Auflage von etwa 35.000. Apedel hat als Onlineredakteur den Internetauftritt mit aufgebaut. Heute ist er leitender Nachrichtenredakteur mit Schwerpunkt Wirtschaft und Finanzen. 2002 warb ein Unternehmerverband Apedel ab und bot ihm die Leitung der Pressestelle an.

"Ich habe es da nur ein Jahr ausgehalten, dann ging ich zurück in die Zeitungsredaktion. Da war es viel aufregender. Der andere Job hat mich total gelangweilt. Die Bezahlung war besser, aber es war nicht so spannend wie als Journalist."

Als Redakteur versucht Apedel, die konkreten Auswirkungen der Wirtschaftspolitik auf die kleinen Leute zu beschreiben. Er selbst gehört zur Mittelschicht, doch die ist nur klein: Uganda ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es will aber in den kommenden Jahrzehnten den Aufstieg zum Schwellenland schaffen.

"Viele Hoffnungen ruhen auf dem Öl, das bei uns entdeckt wurde. Das wird viel Geld ins Land bringen, die Frage ist nur, wem das zugutekommen wird. Ich hoffe, dass meine Töchter in einem friedlichen Land aufwachsen werden, in dem sie einzig und allein nach ihren Fähigkeiten beurteilt werden. Und ich versuche, ihnen die beste Bildung angedeihen zu lassen, die ich mir leisten kann."

Natürlich begrüßt es Samuel Apedel, dass Straßen gebaut werden und Krankenhäuser. Doch der Sprung in die Moderne bringt auch Verluste.

"Das Land verändert sich, und zwar sehr schnell. Ein einfaches und ruhiges Leben im Einklang mit der Natur, das verlieren wir gerade. Ich sehe meine Geschwister nur noch wenige Male im Jahr, manchmal schicke ich ihnen nur Geld, ohne sie zu treffen. Das macht mich traurig. Wir versuchen in Kontakt zu bleiben, aber das moderne Leben ist voller Herausforderungen: Man rast herum, um den Job zu erledigen, hat Termine, muss Rechnungen bezahlen. Ich wünschte, wir könnten uns öfter treffen."

Als Journalist in Uganda verdient man keine Unsummen. Samuel Apedel hat darum einen privaten Spar-Club gegründet, dessen Mitglieder ein bisschen an der Börse spekulieren und in Ugandas wachsende Wirtschaft investieren.

""Ich versuche viel zu lesen, über Selbstmanagement, Geschäftsideen und wie man ein Vermögen aufbaut. Wenn du die 40 erreichst, dann fängst du an Bücher zu lesen, wie man früh und reich in Rente gehen kann."´"
Der Nil in Uganda
Der Nil in Uganda© picture alliance / dpa
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