Mit Hörerinnen und Hörern im Gespräch

Das Klima nach Lima

Der Forscher Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
"Aufhören, den Klimawandel als Luxusproblem zu behandeln", fordert Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). © picture alliance / dpa
Moderation: Klaus Pokatzky · 20.12.2014
Wie können wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermeiden? Damit beschäftigt sich Anders Levermann. "Im Gespräch" mit dem Klimawissenschaftler geht es aber auch darum, wie wir unser Leben an die unvermeidbaren Folgen anpassen müssen.
Er ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: der Klimawandel. Schmelzende Gletscher, verheerende Wirbelstürme und Überschwemmungen auf der einen, Wüstenbildung auf der anderen Seite. Die Folgen sind längst spürbar; aber führen sie zu den entsprechenden politischen Maßnahmen? Die Klimakonferenz in Lima hat nach Meinung vieler Kritiker nicht dazu beigetragen.
- Warum kommen wir nur so langsam voran im weltweiten Klimaschutz – wer sind die Bremser?
- Was kostet uns das Nichtstun – wer zahlt welchen Preis für den Klimawandel?
- Wie wirkt sich der Klimawandel, kurz- mittel und langfristig aus?
- Wie können wir gegensteuern?
"Wir müssen aufhören, den Klimawandel als Luxusproblem zu behandeln", sagt der Klimawissenschaftler Anders Levermann, Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er beschäftigt sich unter anderem damit, wie wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermeiden können; aber auch, wie wir unser Leben und unsere global vernetzte Wirtschaft an die unvermeidbaren Folgen anpassen müssen.
Millionen von Menschen an Küsten gefährdet
"Steigen unsere Treibhausgasemissionen weiter an wie bisher, müssen wir bis zum Ende des Jahrhunderts mit einer globalen Erwärmung um bis zu fünf Grad rechnen", warnt Levermann. Dies bedeute: "Wenn wir so weitermachen, wird der Meeresspiegel im Laufe der nächsten 100 Jahre um einen halben bis einen Meter steigen."
Damit wären die heutigen Siedlungsgebiete von Millionen von Menschen an den Küsten gefährdet, und zwar nicht nur die kleinen Inselstaaten, die im Meer unterzugehen drohen. Auch die Industrieländer würden existentiell getroffen, sagt der Physiker, der zu den Leitautoren der Sachstandsberichte des Weltklimarates (IPCC) gehört. Gegen einen ungebremsten Meeresspiegelanstieg könnten sich langfristig Städte wie Hamburg oder Bremerhaven nicht mehr schützen. "Aber auch Städte wie Miami, Schanghai und Kalkutta nicht. Geben wir dann Städte wie Hamburg auf? Wie viel Welterbe geht verloren? Bei einer Erwärmung um drei Grad steigt der Meeresspiegel so weit, dass langfristig etwa 150 wichtige Orte des Weltkulturerbes, rund ein Fünftel des Gesamtbestandes, im Wasser untergehen."
Die Welt braucht eine konsequente Energiewende
Schon jetzt verursache der Klimawandel immense Kosten. Levermann fragt: "Wie viele Hurrikans brauchen die USA in einem Jahr, bis sie anfangen, Verteilungsdiskussionen zu führen?" Der Klimawandel sei vom Menschen verursacht, er könnte ihm jetzt auch eine andere Richtung geben – durch eine konsequente weltweite Energiewende: "Kohlendioxid muss einen Preis haben und gehandelt werden. Das Geld brauchen wir, um es in die erneuerbaren Energien und in intelligente Netze zu stecken. Erneuerbare Energien haben so viele Vorteile, aber sie müssen auch billig sein. Wenn man China sagt‚ 'Ihr könnt zu dem gleichen Preis statt eines Kohlekraftwerks erneuerbare Energien produzieren' – dann nehmen sie die."

Die zweite Stunde des Gesprächs mit Anders Levermann hören Sie hier.

Das Klima nach Lima
Darüber spricht Klaus Pokatzky am Samstag, den 20. Dezember von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Klimaforscher Anders Levermann. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de.

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