Mit Hightech auf die Piste

Von Georg Gruber · 13.02.2012
Wer beim Skifahren auf Sicherheit setzt, trägt einen Helm. Mit dem lässt sich neuerdings nicht nur die Gesundheit schützen, sondern mittels Solarzellen auch Energie gewinnen. Der Solarhelm ist eine der Neuheiten, die dieses Jahr auf der Sportmesse Ispo in München vorgestellt wurden.
Der Helm ist schwarz, ohne Firmenlogo, ein Prototyp. Der weltweit erste, der Energie liefern und speichern kann. Das Solarmodul, etwa 10 x 30 Zentimeter groß, ist stoßfest in Kunststoff eingegossen und der Rundung des Helms angepasst - was eine besondere Herausforderung darstellte, wie Krystan Marquart, einer der Entwickler vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) erklärt:

"Es handelt sich um eine monokristalline Siliziumsolarzelle, die hat eine hohe Effizienz von 22 Prozent. Und die Flexibilität wird realisiert durch das Anritzen dieser Solarzelle, das Segmentieren dieser Solarzelle. Wir können die Solarzelle in zwei Dimensionen verbiegen und können sie entsprechend an die Oberfläche von einem Fahrradhelm oder Skihelm anpassen."

Musikhören und Telefonieren, dafür reicht der Strom aus - zwei Watt -, selbst bei bedecktem Himmel oder Schneetreiben. Stereokopfhörer und ein Headset sind im Helm integriert, ebenso ein Akku, um die Solarenergie speichern zu können. An den Akku lassen sich dann auch andere Geräte anschließen.

"Zwei Watt ist eine nicht unerhebliche Leistung, das entspricht einem Stromverbrauch von einem aktuellen Smartphone, ein Laptop braucht etwas mehr, aber zum nachladen reicht es durchaus. Man kann es damit nicht stundenlang betreiben, aber man kann es wieder aufladen."

Die Dresdner Firma Texsys hat für den Solarhelm einen speziellen Skihandschuh entwickelt, als Schaltzentrale. Er hat außen zwei Knöpfe und ein Display. Handy, Smartphone oder MP3-Player können sicher und vor Nässe geschützt in der Jackentasche oder im Rucksack verstaut bleiben und sind drahtlos über Bluetooth mit Handschuh und Helm verbunden. Hans-Walter Praas von der Firma Texsys:

"Auf dem Display kann man im Telefonbuch scrollen, die entsprechenden Nummern anrufen, man bekommt die angerufenen Nummern angezeigt, man bekommt Messages angezeigt, das könnte eine iMessage, eine MMS und eine SMS sein, zusätzlich sämtliche musikrelevanten Informationen, das heißt Stücke, Auswahl, Interpret, alles das wird angezeigt auf dem Display und damit auch hin- und her suchbar. Möchte man ein anderes Stück, einen anderen Interpreten, bekommt man diese Information angezeigt, man wählt sie aus und hört dann anschließend die Musik."

Die besonders dünnen, leichten, biegsamen und widerstandsfähigen Solarmodule können auch in anderen Bereichen eingesetzt werden, nicht nur im Wintersport. Krystan Marquardt vom Fraunhofer-Institut:

"Natürlich im Fahrradhelm, auch an Kleidungsstücken, an Rucksäcken, man könnte sich das durchaus vorstellen an Fahrradtaschen, wo dann entsprechend die Elektronik dafür sorgt, dass der Handyakku aufgeladen ist oder das Notebookakku aufgeladen werden kann. So kann man eine große Radtour beispielsweise machen quer durch Norwegen und ist unabhängig von der Steckdose, kann trotzdem sein Laptop, hat trotzdem seine Energieversorgung für das Fotohandy. Solche Anwendungen wollen wir damit adressieren."

Oder den Sicherheitsbereich: Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, Katastrophenschutz. In den Handel wird der Solarhelm erst im Winter 2013 kommen.

Schon erhältlich ist hingegen ModLive, entwickelt von der Firma Recon Instruments: Ein kleiner Bildschirm, der in Ski- und Snowboardbrillen eingebaut werden kann, zusammen mit einem GPS-System. Auf dem Display, das sich am unteren rechten Rand der Brille befindet, lassen sich die verschiedensten Informationen anzeigen, von der Temperatur über die Geschwindigkeit bis zur zurückgelegten Distanz. Magdalena Kohl von Recon Instruments:

"Das Gerät erkennt, wo ich mich befinde, in welchem Skigebiet ich mich befinde. Man kann dann die Karte einsehen, man befindet sich in der Karte drin, sieht dann, wo ist der nächste Lift, wo ist die nächste Piste. Man kann auch 'Body Tracking' betreiben, wenn dein Freund auch diese ModLive besitzt, kann man sehen, wo befindet sich der Lukas gerade, kann auf diese Art und Weise auch mit seinen Freunden kommunizieren. Das heißt, man sieht, ob jemand anruft, kann dadurch den Anruf annehmen oder ablehnen, kann auch die SMS, die aufs Handy eingehen abrufen, lesen, und dann eben in standardisierten Antwortsätzen antworten."

Da die Daten am Brillenrand angezeigt werden, bleibt die Sicht nach vorne frei.

"Unser neuestes Update ist das Jump-Feature. Das heißt, wenn ich auch gerade als Freerider unterwegs bin auf der Piste: Wie hoch springe ich, was ist mein höchster Punkt, wie weit springe ich, wie lange bin ich in der Luft? Und das alles funktioniert über diesen Bewegungssensor, der auch in dem System eingebaut ist."

Auch bei der Brille erfolgt die Menüführung kabellos, über Bluetooth. Das runde Steuerungselement lässt sich wie eine Armbanduhr am Handgelenk befestigen. Die Datenflut wird in der Brille gespeichert, lässt sich dann aber auch auf den Computer laden und in Statistiken und Routenplänen aufbereiten. Und noch eine Besonderheit: Die Brille kann mit einer Helmkamera kombiniert werden. So lässt sich schon während der Fahrt überprüfen, was die Kamera gerade aufnimmt.

Wenn der Solarhelm auf den Markt kommt, dann ist der technikaffine Skifahrer völlig autark: Mit Helmkamera, Kopfhörern, Headset, Handschuh zum scrollen im Telefonbuch oder in der Playlist des MP3-Spielers und der Mulitfunktions-Skibrille, um immer genau zu wissen, wo man sich gerade auf der Piste befindet und wie schnell, weit und hoch man gerade springt. Da kann man nur hoffen, dass bei so viel Elektronik der Spaß auf der Piste nicht auf der Strecke bleibt.

Mit der Energie des Helmes ließe sich aber auch noch etwas anderes betreiben, das ebenfalls auf der Ispo vorgestellt wurde und besonders an kalten Tagen vielleicht noch wichtiger ist fürs entspannte Gleiten: beheizbare Socken.