Missverständnisse und Zensur

Großer Schuss Gift für Heino

Sänger Heino bei der Eröffnung der Cranger Kirmes in Herne im August 2014.
Sänger Heino bei der Eröffnung der Cranger Kirmes in Herne im August 2014. © picture alliance / dpa / Ina Fassbender
Von Ulrike Timm · 17.12.2014
Der Volksmusiker rockt − ein Missverständnis, findet die "Welt". Ein feministischer Western − auf ins Kino, meint dasselbe Blatt. Ärger mit selbsternannten Friedenswächtern − eine Bombenidee, kalauert die "Berliner Zeitung".
"Das Härteste am Heavy Metal sind seine Beharrungskräfte. Er hält alles aus, auch Heino".
Nachdem der Volksmusik- und Schlagersänger sich im vergangenen Jahr eine Lederjacke anzog und seine Fans, vor allem aber seine Feinde damit überraschte, Titel von Rammstein oder von den Ärzten zu interpretieren, legt Heino jetzt nach. Er "vertieft sein rockmusikalisches Alterswerk" und hat ein neues Album vorgelegt, schwarz blüht diesmal der Enzian, und Michael Pilz in der WELT findet das ganz furchtbar. Mit Karambo und Karacho pflügt der Autor durch seinen Artikel und brandmarkt mit einem großen Schuss Gift in der Feder Heinos musikalische Ausflüge als "großes Missverständnis" .
Nun ja, Rammstein ist trotzdem gemeinsam mit Heino aufgetreten, sei es aus Ironie, aus Notwehr oder aus Mitleid. Und der Rezensent, dem das in den Ohren dröhnt, hatte wohl zumindest Spaß am Schreiben.
Die Beatles im Comic
"Wenn Troubadix das sehen könnte" hieß es schon 1966 in Asterix bei den Briten, und die Band, die den Galliern einheizte, das waren unverkennbar die Beatles. Der TAGESSPIEGEL macht sich auf Spurensuche und führt auf, wo und wie die Beatles im Comic weiter leben. Eine kleine "Blätterkunde mit Klassikern und Neuerscheinungen" der Band in Bild und Graphic Novel – wenn Sie noch ein Weihnachtsgeschenk für einen Anhänger der Beatlemania suchen, dann finden Sie im TAGESSPIEGEL eine liebevoll kommentierte Übersicht mit Beatles-Comics.
Western mit Frauen als echten Männern
Zwei Western, in denen vor allem die Frauen die Zügel in der Hand halten, widmet sich die Kino-Seite der WELT, "Serena" und "The Homesman". "Serena" kommt bei Anke Sterneborg nicht gut weg, trotz fulminanten Auftakts: Mann reitet durch Wald und Wiese, sieht vom Pferd aus die Frau seines Lebens, steigt vom Ross und begrüßt sie mit den Worten: "Ich denke, wir sollten heiraten".
Der Spruch zieht zwar, aber die Lady mit den sorgsam arrangierten platinblonden Locken passt dann doch nicht gut in seine Welt, und das Paar bleibt in Susanne Biers Film ein merkwürdiger Fremdkörper, trotz Jennifer Lawrence und Bradley Cooper in den Hauptrollen, meint die Rezensentin.
Besser weg kommt Tommy Jones' "The Homesman", ein Film, der als eine Art feministischer Western gehandelt wird, weil der einzige echte Kerl in der Gegend eine Frau ist. Deshalb den Button "feministischer Western" aufgeklebt zu bekommen, das ärgert den Regisseur. Der Film aber lohnt, meint Cosima Lutz, weil Tommy Lee Jones "in den harten und klaren Schnitten seiner Filmerzählung eine unveMIsstMrschnörkelte Entsprechung zum sehr direkten Charakter seiner Heldin" findet. Also auf ins Kino zu "Frauen, die auch Bäume fällen".
Selbsternannte Friedenswächter spielen Zensoren
Gleich mehrere Zeitungen widmen sich den selbsternannten "Friedenswächtern", die die Sicherheitssysteme des Sony-Konzerns knackten und Zehntausende vertraulicher Daten stahlen. Eine Aktion gegen den Film "The Interview", in dem ein Journalist den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un interviewt und vom CIA aufgefordert wird, den Diktator bei dieser Gelegenheit doch gleich umzulegen. Tatsächlich schaltete sich bereits der nordkoreanische UN-Botschafter ein, und die sogenannten "Guardians of peace" drohen jetzt sogar offen mit Gewalt, falls "The Interview" in die Kinos kommt.
Die Reaktionen sind unterschiedlich. In der WELT prangert der Drehbuchautor und Oscar-Preisträger Aaron Sorkin vor allem die Medien an, die, was die Hacker stahlen, prompt druckten, den Guardians also auch noch in die Hände spielten. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bleibt betont cool, meint, der Film habe jetzt schon mehr Publicity, als er verdiene, und Kritiker wie Extremisten sollten sich "einfach im Kino selbst beruhigen. Denn in dieser ziemlich lustigen Slapstick-Selbstparodie kommen die Amerikaner deutlich schlechter weg als die Nordkoreaner", so die SÜDDEUTSCHE, und die BERLINER ZEITUNGß Die hält den für Februar geplanten Kinostart in Deutschland für eine "Bombenidee".