Misslungene Integration

Notruf einer "Bullenschlampe"

Eine Polizistin klebt am 27.10.2015 in Berlin ein Flugblatt mit dem Foto eines Mannes an eine Haustür.
Viele Frauen arbeiten mittlerweile bei der Polizei. Sie stehen vor besonderen Herausforderungen. © dpa / picture alliance / Paul Zinken
Die Polizistin Tania Kambouri im Gespräch mit Christian Rabhansl · 05.12.2015
Polizisten werden immer häufiger angepöbelt und beschimpft - vor allem, wenn sie weiblich sind, sagt die Polizistin Tania Kambouri. Die Täter seien meistens Jugendliche aus muslimischen Familien. Kambouri sieht das als Symptome der Entwicklung von Parallelgesellschaften.
Polizistinnen werden beleidigt, Frauen missachtet, der Rechtsstaat nicht akzeptiert: Die Bochumer Polizistin Tania Kambouri beklagt in ihrem Buch "Deutschland im Blaulicht" zunehmende Probleme vor allem mit Jugendlichen aus muslimisch geprägten Familien. Die meisten Migranten seien zwar vorbildlich integriert. Doch vor den echten Problemen ducke sich die Politik bislang weg – aus Angst, in die Rechte Ecke gestellt zu werden.
Beleidigt und angepöbelt
"Du Bullenschlampe hast mir nichts zu sagen" – solche Sätze hört die Bochumer Streifenpolizistin Tania Kambouri immer öfter. Oft von jungen Männern aus muslimisch geprägten Familien. Sie hat ein Buch über die Missstände der Integration geschrieben und beklagt in "Deutschland im Blaulicht" eine zunehmende Respektlosigkeit: gegenüber Beamten im Allgemeinen und weiblichen Polizistinnen im Besonderen. Sie werde beleidigt und angepöbelt, so beschreibt die Autorin den Polizei-Alltag.
Tania Kambouri warnt vor Parallelgesellschaften, die sich immer weiter ausbreiteten. "Applaus aus der rechten Ecke gefällt mir nicht, aber das Thema ist viel zu wichtig. Wenn wir das nicht ansprechen, können wir es auch nicht beheben."
Cover - Tania Kambouri: "Deutschland im Blaulicht"
Cover - Tania Kambouri: "Deutschland im Blaulicht"© Piper-Verlag
Regeln werden nicht mehr akzeptiert
Mit Fremdenfeindlichkeit oder Ausländerhass habe sie nichts am Hut, betont Tania Kambouri. Populistische Thesen wie die eines Thilo Sarrazin bezeichnet sie klipp und klar als "Schwachsinn". Und sie formuliert: "Die meisten hier lebenden Migranten sind hart arbeitende Menschen. Sie haben sich vorbildlich integriert, respektieren das Land und die Gesetze, Regeln und Normen, ohne dabei ihre Herkunft und Identität zu verleugnen."
Doch von einem Wohlfühl-Multikulti hält die Bochumer Polizistin auch nichts. "Klar gibt es auch asoziale Deutsche", sagt sie im Lesart-Interview, aber "diese Parallelgesellschaft, diese Abschottung vom Staat, das Nichtakzeptieren der Regeln, dass wir hier gleichberechtigt sind, das wird immer mehr."
Politik muss Probleme endlich ernst nehmen
Was sind die Ursachen? "Die kulturelle Prägung und das Sozialverhalten: einige von denen, mit denen wir solche Probleme haben, wachsen in archaischen Strukturen auf, in denen Gewalt herrscht und Frauen nicht respektiert werden." Die Menschen seien zwar hier geboren, sagten aber: "Ich scheiße auf dieses Land." Weil sie aber nicht nur hier aufgewachsen, sondern oft Deutsche seien, dürfe man diese Probleme nicht zu "deren" Problemen erklären. Kambouri stellt klar: "Das ist unser Problem."
Tania Kambouri fordert ein politisches Umdenken. Jahrelang seien Probleme verschwiegen worden aus Angst, in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Jetzt sei wichtig, dass die Politik klar benenne: "Wir haben Probleme mit einigen Migranten. Und es müssen Gesetze verschärft werden, damit man starke Hemmungen hat, Polizeibeamte, Rettungssanitäter oder Lehrer anzugreifen."

Tania Kambouri: Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin
Piper Verlag
224 Seiten, 14,99 Euro