Mircea Cărtărescu - "Orbitor"-Trilogie

Weltliteratur in Schmetterlingsgestalt

Von Katrin Hillgruber · 06.03.2015
Der als "Proust des Plattenbaus" gerühmte rumänische Autor erhält den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Und endlich liegt mit "Die Flügel" auch der letzte Band von Mircea Cărtărescus "Orbitor"-Trilogie in der Übersetzung Ferdinand Leopolds auf Deutsch vor.
"Mein Buch gleicht mir selbst, ich selbst bin sein Plan", sagt Cărtărescu über sein Opus magnum, an dem er 14 Jahre lang schrieb. Das an die 2.000 Seiten starke Werk stellt eine Hymne auf Bukarest dar und setzt herkömmliche Maßstäbe außer Kraft. Hochverdient erhält der Rumäne, den sein Laudator Uwe Tellkamp auf eine Stufe mit Kafka, Joyce und Borges stellt, am 11. März im Gewandhaus den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2015.
Als "Proust des Plattenbaus" gerühmt, kam Cărtărescu1956 in Bukarest zur Welt. Er schloss sein Philologie-Studium mit einer Dissertation über den rumänischen Postmodernismus ab und veröffentlicht seit 1978 Gedichte und Prosa, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.
Der Autor Mircea Cărtărescu
Der Autor Mircea Cărtărescu© Zsolnay Verlag / Heribert Corn
Zum Atheisten erzogen, entdeckte er mit 30 die Bibel als literarische Inspiration für sich. Besonders Motive aus dem Alten Testament dienten ihm als "Stützbalken für den Dachaufbau" des Romanprojektes, das ansonsten völlig ohne Plan entstand und sich doch an seiner Biographie orientiert.
"Aripa stanga", 'Corpul' und "Aripa dreapta" heißen die drei Bände des 2007 abgeschlossenen Werks im Original - linker Flügel, Körper, rechter Flügel. Die heroisch zu nennende deutsche Übersetzung ("Die Wissenden", "Der Körper", "Die Flügel") ist im Wiener Zsolnay-Verlag herausgekommen.
Flankiert von einem Heer von Ko-Insekten, prägt der Schmetterling als Symbol der Verwandlung die Trilogie "Orbitor", was etwa "Der Blender" bedeutet. In Ceauşescus gespenstischem "Volkspalast" mündet sie im Revolutionswinter 1989 in ein schwindelerregendes rhapsodisches Finale.

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