"Mir wächst keine Blume im Mund"

Sigried Wesener im Gespräch mit Martin Walser · 20.03.2007
Das Jubiläum hält ihn nicht am heimischen Bodensee, Martin Walser begibt sich zu seinen Lesern, die er in den Märztagen auf der Messe in Leipzig trifft.
Der Autor, der in seinen Romanen "Halbzeit", "Ein fliehendes Pferd", "Brandung" oder "Angstblüte" das Innenleben der Bundesrepublik wie kein anderer beschrieben hat und sich, als Mauern Deutschland teilten, öffentlich danach sehnte, dass seine Tochter ganz selbstverständlich in Leipzig studieren könnte, überrascht zu seinem 80. mit 39 Balladen, zu denen Alissa Walser Zeichnungen beigesteuert hat.

Verstreute Gedichte begleiten von Beginn an Walsers Werk, als Lyriker hat er sich dennoch nie verstanden. Der Romancier und Essayist bündelt in dieser Sammlung von meist Vier- und Sechszeilern unfrisierte Gedanken über "das geschundene Tier" Mensch. Das lyrische Ich spricht von Verletzlichkeit und Lüge, von Angst und Schmerz und räumt selbstbewusst ein: "Kriege habe ich verloren, schämen muss ich mich nicht".
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