Mick Flannery

Er ist die Wunderwaffe Irlands

Eine Flagge von Irland weht im Wind.
Die Flagge Irlands © picture alliance / dpa / Daniel Kalker
Von Bettina Brecke · 23.10.2014
Mit seinem letzten Album hat er Madonna von der Spitze der Charts vertrieben: Mick Flannery legt sein inzwischen viertes Album vor - produziert hat es der Ire in Berlin. Die deutsche Hauptstadt hat es ihm angetan.
Seine Heimat Cork, im Süden von Irland, hatte Mick Flannery satt. Immer dieselben Gesichter, ständig die gleichen Geschichten, jedes Wochenende die altbekannten Bars. Es musste ein Tapetenwechsel her, und so zog es Mick Flannery nach Berlin. Gerne gibt er zu, dass sein Aufenthalt hier zeitweise auch sehr einsam war.
"Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich aus dem Haus gegangen bin, um Frühstück zu holen. Ich hatte für ein paar Tage nicht meine Wohnung verlassen und niemanden anderes gesehen. Als ich dann einen Kaffee bestellt habe, habe ich realisiert, dass ich meine eigene Stimme drei Tage lang nicht gehört habe. Ich hab mich kaum wiedererkannt. Das kann dich schon ein wenig verrückt machen!"
In Berlin hat sich Mick Flannery treiben lassen. Er ist mit einem Bier durch seinen Kiez gelaufen, hat auf der Straße Musik gemacht und einen Deutschkurs besucht. Gelebt hat er in einer kleinen Wohnung in Kreuzberg. Zu seinem Mitbewohner hatte er keinen großen Kontakt, wie auch zu sonstigen Personen.
"Es war anders als in Cork. Dort habe ich jedes Wochenende Nachrichten bekommen, ob ich was trinken gehen möchte. Sowas ist in Berlin nicht passiert. Ich bin nicht gerade ein Antreiber für soziale Sachen. Ich bin ziemlich schüchtern. Ich streng mich auch nicht an, wenn es um Freundschaften geht. Wenn ich allein bin, bleib ich alleine."
Mick Flannery
Mick Flannery© Prime Tours
Seinem neuen Album "By The Rule" hört man diese Einsamkeit und das "mit-sich-selbst-beschäftigt-sein" an. Fast alle der Songs sind melancholische Stücke. Flannerys tiefe und sonore Stimme verleiht ihnen jedoch viel Wärme. Bei so viel Zeit zum Nachdenken sind Texte voller Kummer, Liebesentzug und Sehnsucht entstanden. In "The Small Fire" geht es zum Beispiel darum, dass man sich um etwas Sorgen macht und nicht damit aufhören kann. Die zentrale Textzeile des Songs entnahm Flannery einer Erzählung seines Großvaters:
"Als mein Großvater drei Jahre alt war, hat er mit Streichhölzern gespielt, auf der Farm, auf der er lebte. Er brannte die ganze Scheune nieder. Seine Mutter war gerade einkaufen in der Stadt und als sie zurück kam hat sie schon den Rauch auf dem Hof gesehen. Sie konnte meinen Großvater nicht finden und machte sich große Sorgen. Sie brauchte zwei Stunden, um ihn ganz verängstigt unter dem Bett zu finden. Als er endlich darunter vorkam, sagte er: 'Ich hab das kleine Feuer angezündet, aber ich weiß nicht, wer das große angezündet hat' Diese Zeile habe ich gestohlen."
Für Mick Flannery war es sehr wichtig seinen Sound weiterzuentwickeln. Er wollte sich von dem Versuch entfernen, einen amerikanischen Akzent zu imitieren. Amerikanische Musik, wie die von Tom Waits und Johnny Cash, inspiriert ihn auch heute noch. Aber im Gegensatz zu der Musik, die er mit Anfang 20 gemacht hat, fühlt er sich heute wohler in dem, was er macht. Und das hört man ihm an!
"Als ich 30 geworden bin, fühlte ich mich sicherer. Ich weiß nicht, ob das bei allen Menschen so ist. Wenn du älter wirst, hörst du einfach auf dich darum zu sorgen, was andere Leute über dich denken, das ist gesünder und du schläfst besser!"