Michael Maor

Wie der Mossad-Agent half, Adolf Eichmann zu ergreifen

Der Holocaust-Zeitzeuge und ehemalige Mossad-Agent Michael Maor
Der Holocaust-Zeitzeuge und ehemalige Mossad-Agent Michael Maor © Ulrich Schrader
Moderation: Klaus Pokatzky · 04.02.2015
Im Frühjahr 1960 stieg der damalige Mossad-Agent Michael Maor in das Büro des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer ein und fotografierte dort die Akten über Adolf Eichmann. Er hat ein Stück internationale Justizgeschichte mitgeschrieben. Darüber und über die schrecklichen Erlebnisse seiner Jugend berichtet Maor im Deutschlandradio Kultur.
"Michael, ich habe einen Auftrag für dich...". Michael Maor, Ex-Soldat, Fotograf und ehemaliger Mossad-Agent, erinnert sich noch heute genau an diesen "Marschbefehl". Seine Mission: in das Büro des damaligen hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer einbrechen und Dokumente über den nach Argentinien geflohenen Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann fotografieren. Das tat er denn auch - in bester James-Bond-Manier.
Adolf Eichmann steht am 4. November 1961 umringt von Wärtern vor Gericht in Jerusalem.
Adolf Eichmann 1961 vor Gericht in Jerusalem. Michael Maor hat als Mossad-Agent zu seiner Ergreifung beigetragen.© picture alliance / dpa
In seiner Rolle als nächtlicher Einbrecher hat Michael Maor ein Stückchen internationale Justizgeschichte mitgeschrieben. Der Mossad entführte, unter anderem aufgrund der Unterlagen, Adolf Eichmann aus seinem Exil in Argentinien und brachte ihn nach Israel, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Maor lebte, als Fotografie-Student getarnt, seit Ende der 50er-Jahre in Köln, wo er als kleiner Junge bis 1939 zur Schule gegangen war.
Das Gefühl der Einsamkeit war schrecklich
Er wurde 1933 in Halberstadt geboren. Die Flucht vor den Nazis verschlug ihn und seine Eltern nach Jugoslawien, wo Vater und Mutter im Partisanenkampf umkamen. Eine schreckliche Zeit für den bei Kriegsende erst Zwölfjährigen, der wie ein Paket von Jugoslawien über Italien nach Israel, damals noch Palästina, weitergeschickt wurde. Noch heute erinnert er sich an das schmerzliche Gefühl der Einsamkeit und an die Empfindung, überall, auch in dem Kibbuz, in dem er schließlich landete, überflüssig zu sein.
"Man hat mich zwar irgendwie korrekt behandelt, aber dieses Gefühl war immer da." Ähnlich sei es anderen jüdischen Waisen ergangen, die den Holocaust überlebt und in Israel gestrandet waren.
"Die Sache war aber, dass wir niemals darüber gesprochen haben. Keiner hat uns ja geglaubt, was da wirklich war. Jahrelang haben wir den Mund gehalten, nichts haben wir erzählt. Unter uns haben wir uns darüber unterhalten. Aber nicht in Gegenwart anderer."
Das sei noch heute so, wenn er seine Freunde von damals treffe: "Das ist ein schlimmes Gefühl - unglaublich."

Das Interview läuft im Rahmen unseres Programmschwerpunktes "50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen".

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