Michael Buback

Wie der Mord am Vater zum Lebensthema wurde

Michael Buback in der Sendung "Im Gespräch" im Deutschlandradio Kultur
Michael Buback in der Sendung "Im Gespräch" im Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Matthias Horn
Moderation: Klaus Pokatzky · 15.07.2015
Der emeritierte Chemie-Professor Michael Buback ist der Sohn des von der RAF ermordeten Generalbundesanwaltes Siegfried Buback. Erst spät begann er selbst für die Aufklärung des Mordes zu recherchieren. Mit den Recherchen kamen die Zweifel an der deutschen Justiz.
Es muss ein furchtbarer Augenblick gewesen sein, damals am 7. April 1977, als der 32-jährige Michael Buback auf dem Rückweg vom Ski-Urlaub in der Schweiz über die Grenze fuhr und der Grenzbeamte sagte: "Haben Sie schon von der Sache mit Ihrem Namensvetter gehört?" Gemeint war die Ermordung seines Vaters Siegfried Buback, des damaligen Generalbundesanwalts, durch die RAF.
Zu dem Grenzbeamten habe er zunächst "gar nichts gesagt, weil der Mann mir irgendwie leid tat, ich wollte ihn nicht damit konfrontieren." Auch heute noch wirkt Buback, der emeritierte Chemie-Professor, im Gespräch sehr zurückhaltend, wenn man ihn auf die Verarbeitung des Todes seines Vaters anspricht. Seinen Kindern habe er erst spät erzählt, wie ihr Großvater gestorben sei, irgendwann würden es auch seine beiden Enkel erfahren. Überhaupt sei in der Familie 30 Jahre lang nicht viel über den Mord gesprochen worden. "Für uns musste das Leben ja weitergehen."
Unstimmigkeiten bei den Ermittlungen
Lange hält Michael Buback den Mord an seinem Vater für aufgeklärt. Doch dann, 30 Jahre nach der Tat, melden sich Zweifel. Er stößt auf Unstimmigkeiten bei den Ermittlungen und im Prozessverlauf. Er sagt heute, er mache sich Vorwürfe, dass er sich selbst lange Zeit nicht aktiver in die Aufklärung eingeschaltet habe.
Der erfolgreiche Chemiker und Familienvater ging damals den neuen Spuren nach, befragt selber Zeugen und strengt eine Wiederaufnahme des Verfahrens an. Als Nebenkläger widmet er der Aufklärung dieses Verbrechens viel Zeit und Mühe. In seinem 2008 erschienen Buch "Der zweite Tod meines Vaters" äußert er Zweifel am gerechten Funktionieren der deutschen Justiz.
Während seiner eigenen Recherchen erkannte er, wie deutsche Geheimdienste Einfluss auf die Justiz nehmen. Die akribischen Nachforschungen für seine Rolle als Nebenkläger im Verfahren gegen die RAF-Terroristin Verena Becker stellte er neben seinem Full-Time-Job als Professor an der Universität Göttingen an.
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