Meyerbeers Oper "Die Hugenotten" (I)

Glaubenskrieger

Eine Szene aus Meyerbeers "Die Hugenotten" an der Deutschen Oper Berlin mit Olesya Golovneva, Patrizia Ciofi und Juan-Diego Flórez
Eine Szene aus Meyerbeers "Die Hugenotten" an der Deutschen Oper Berlin mit Olesya Golovneva, Patrizia Ciofi und Juan-Diego Flórez © Bettina Stoess/Deutsche Oper Berlin
04.02.2017
Giacomo Meyerbeers große Oper "Die Hugenotten" über die Verfolgung der Protestanten in Frankreich ist eine der wichtigsten Opern des 19. Jahrhunderts. In seiner Heimatstadt Berlin wurde sie endlich wieder aufgeführt.
Eine Liebesgeschichte wird wegen der Zeitumstände zur Tragödie - Raoul und Valentine können nicht zueinander finden. Die politischen und religiösen Verhältnissse im Frankreich der Religionskriege im 16. Jahrhundert sind dergestalt, dass eine Beziehung zwischen Menschen unterschiedlicher Konfession unmöglich ist. Die Bartholomäusnacht war der blutige Höhepunkt des Krieges zwischen Katholiken und Protestanten. Sie gilt bis heute als Synonym für religiösen Fanatismus, der in blanke Gewalt umschlägt. Es ist nicht nur die Religion, die das Handeln bestimmt, nein, Religion wird auch hier zum Instrument für weltliche Interessen. Die Aktualität des Sujets ist ungebrochen, aber schon für den preußischen Juden Jakob Meyer Beer, der sich später Giacomo Meyerbeer nannte aus Dankbarkeit für das, was ihm Italien gegeben hatte, waren es reale Erfahrungen als Angehöriger einer diskriminierten und immer wieder verfolgten Minderheit, die er in dieser Oper in musiktheatralisches Geschehen umsetzte.
Meyerbeer hat an diesem großen Gesellschaftstableau drei Jahre lang gearbeitet, "Die Hugenotten" waren ein Kompositionsauftrag der Pariser Großen Oper. Die Uraufführung im Jahr 1833 musste verschoben werden, da Meyerbeers Frau schwer erkrankt war. Der Komponist musste die Arbeit an diesem Werk aussetzen und sogar eine Konventionalstrafe von 30 000 Franc zahlen, weil er den Abgabetermin nicht einhalten konnte. Diese hohe Summe Geldes erhielt er dann aber nach der grandiosen Uraufführung zurück. Die fand 1836 statt und wurde zu einem wahren Triumph. Die deutsche Erstaufführung war in Leipzig, in München ging sie unter dem Titel "Die Anglikaner und Puritaner" 1838 über die Bühne. Erst 1842 konnten auch die Berlinerinnen und Berliner "Die Hugenotten" in der Berliner Hofoper sehen – der Erfolg war außerordentlich, König Friedrich Wilhelm IV. ernannte Giacomo Meyerbeer zum Preußischen Generalmusikdirektor.
An der Deutschen Oper Berlin ist die Inszenierung der Oper "Die Hugenotten" zentraler Teil eines Meyerbeer-Zyklus, der die wichtigsten Werke des größten Berliner Komponisten in szenischen Neuproduktionen vorstellt. Wir senden diesen Mitschnitt in zwei Teilen am Wochenende des 4. und 5. Februar.
Deutsche Oper Berlin
Aufzeichnung vom 20. November 2016
Giacomo Meyerbeer
"Die Hugenotten"
Grand Opéra in fünf Akten
Libretto: Eugène Scribe, Gaetano Rossi und Emile Deschamps
1. bis 3. Akt
(den 4. und 5. Akt senden wir am Sonntag, den 5. Februar um 20.03 Uhr )

Juan Diego Flórez - Raoul von Nangis
Olesya Golovneva - Valentine
Patrizia Ciofi - Marguerite von Valois
Derek Welton - Graf von Saint-Bris
Marc Barrard - Graf von Nevers
Irene Roberts - Urbain
Andrew Dickinson - Cossé
James Kryshak - Tavannes, 1. Mönch
John Carpenter - Méru, 2. Mönch
Stephen Bronk - de Retz,3. Mönch
Alexei Botnarciuc - Thoré, Maurevert
Ante Jerkunica - Marcel
Robert Watson - Bois-Rosé
Ben Wager - Ein Nachtwächter
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Leitung: Michele Mariotti