Mel Brooks wird 90

Kultregisseur der Albernheit und Veräppelung

Von Wolfgang Stuflesser · 27.06.2016
Mit seinen Parodien, Gags und Zoten hat Mel Brooks alles erreicht: Der US-Komiker und Regisseur ist einer der wenigen Künstler, die Emmy, Grammy, Oscar und Tony-Award gewonnen haben. Vor 90 Jahren wurde der Schöpfer von "Frühling für Hitler" oder "Spaceballs" geboren.
Eine Musicalnummer mit tanzenden Nazis in Hakenkreuzformation - geschmacklos, klar, aber das ist in Mel Brooks Film "Fühling für Hitler" von 1968 durchaus gewollt. Schließlich geht es um die Geschichte zweier Broadway-Produzenten, die ganz bewusst einen Flop landen wollen, um anschließend mit dem Geld ihrer Investoren abzuhauen. Doch es kommt natürlich anders, das Publikum versteht die Liebeserklärung an Hitler als Satire.
Die Nazizeit als Stoff für eine Komödie - das sorgte natürlich für Wirbel, als der Film herauskam:
Jeder Rabbi in New York habe ihm damals einen mahnenden Brief geschrieben, erzählte Brooks vor drei Jahren im Interview mit Conan O'Brien. Doch er habe jedem einzelnen geantwortet, man müsse Hitler lächerlich machen - das sei der einzige Weg, es ihm heimzuzahlen.
Mel Brooks wurde fürs Drehbuch zum Film mit dem Oscar ausgezeichnet - immerhin gegen Konkurrenten wie Stanley Kubrick, der mit "2001 - Odyssee im Weltraum” im Rennen war. Kein schlechter Erfolg für den ehemals stets kränklichen und schmächtigen Jungen, der 1926 unter dem Namen Melvin Kaminsky in eine jüdische Familie in Brooklyn geboren wurde - seine Eltern hatten Wurzeln in Danzig und Kiew.
Als Teenager verdiente er sein erstes Geld als Schlagzeuger, Pianist und Stand-Up-Comedian, dann als Gagschreiber für den Fernsehkomiker Sid Caesar.
Der US-amerikanische Schauspieler, Autor und Produzent Mel Brooks als Adolf Hitler in "Sein oder Nichtsein / To Be or Not to Be" von 1983
Mel Brooks als Adolf Hitler in "Sein oder Nichtsein / To Be or Not to Be" von 1983© picture-alliance / dpa

Vorliebe für die Genre-Parodie

1965 entwickelte Brooks seine eigene Fernsehsendung, die Agentenparodie "Get Smart", die in Deutschland unter dem Titel "Mini-Max" lief. Der Erfolg von "Frühling für Hitler” öffnete ihm die Türen in Hollywood - und Brooks entdeckte bald, dass er am liebsten Filmgenres durch den Kakao zog.
1974 zum Beispiel Western mit "Blazing Saddles", auf Deutsch "Der wilde, wilde Westen". Mit einem schwarzen Sheriff als Hauptfigur macht sich Brooks über den Rassismus in vielen klassischen Western lustig - aber - auch das ist typisch Mel Brooks - der Film spart nicht an Zoten und Brachialkomik, etwa wenn die Cowboys am Lagerfeuer Bohnen essen.
Dem Publikum gefiel's, und Mel Brooks machte weiter mit den Genreparodien: "Frankenstein Junior" nahm die 30er-Jahre-Monsterfilme aufs Korn, und in "Höhenkoller” knöpfte sich Brooks die Thriller von Alfred Hitchcock vor.

Ein Weinpaket von Alfred Hitchcock

Dem schrieb Brooks sogar vorab einen Brief - und Hitchcock fand die Idee einer Parodie seiner Filme offenbar ganz reizvoll, wie Brooks im Interview mit dem Radiosender NPR erzählt:
"Er ließ mich jeden Freitag in sein Büro kommen und er arbeitete an meinem Drehbuch mit. Als ich ihm später die Rohfassung des Films zeigte, verschwand er wortlos aus dem Vorführraum. Am folgenden Tag kam ein Paket mit sechs Magnum-Flaschen besten französischen Weins. Dazu eine Notiz: Haben Sie keine Angst wegen 'Höhenkoller' - der Film ist wunderbar."
Denn bei allen Albernheiten und Anzüglichkeiten: Mel Brooks' Humor trifft auch oft genug genau ins Schwarze. Zum Beispiel bei "Spaceballs" von 1987, seiner Veräppelung der Star-Wars-Reihe. Die Parodie mit Rick Moranis als Darth-Vader-Karikatur mit dem Namen Lord Helmchen hat inzwischen genauso Kultcharakter wie die Star-Wars-Filme selbst.

Beliebter Gast in US-Fernsehshows

Seine klugen und witzigen Interviews machen Mel Brooks auch und gerade im hohen Alter zum häufigen Gast in amerikanischen Fernsehshows. Nur bei einem Thema, da wird der alte Komiker ganz ernsthaft: Wenn es um seine zweite Frau Anne Bancroft geht, die 2005 starb - da waren die beiden mehr als 40 Jahre verheiratet. Er habe sich auf den ersten Blick in sie verliebt, sagt Mel Brooks, und das habe angehalten bis zum Tag ihre Todes.
Eigentlich hat Mel Brooks mit seinen 90 Jahren alles erreicht: Er ist einer von nur zwölf "EGOTS", das sind Künstler, die einen Emmy, Grammy, Oscar und Tony-Award am Broadway bekommen haben. Er brauche keine Preise mehr, sagt Brooks selbst. Die einzige Auszeichnung, die er noch nicht erhalten habe, sei "Frau des Jahres”.
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