Mein 9. November: Wolfgang Fritzlar

30.10.2009
Wolfgang Fritzlar, Jahrgang 1950, stammt aus Staßfurt. Er besuchte die Polizeischule in Aschersleben und studierte an der Berliner Humboldt-Universität Kriminalistik. Nach dem Diplom geht Wolfgang Fritzlar nach Magdeburg und widmete sich fortan der Kriminalitätsbekämpfung. Er war vor allem für das Dezernat Wirtschaftskriminalität und Angriffe gegen das sozialistische Eigentum zuständig. Heute leitet er das Polizeirevier Magdeburg.
Am Tag des Mauerfalls und eine Woche drauf war bei uns in der Familie überhaupt nicht die Rede davon "dann fahren wir mal nach drüben". Davon wollte ich für den Moment auch noch nix wissen und hören. Das brauchte schon eine gewisse Zeit.

Und so schnell die Mauer fiel, so schnell - das ist mir sehr in Erinnerung - kamen dann doch die ersten Gedanken: Was wird aus uns? Was wird aus uns Polizei? War's das nun mit uns? Na ja, eigentlich braucht man uns ja noch. Man kann ja nicht alle wegnehmen. Aber wen nimmt man denn weg? Ach, was hab ich eigentlich für eine Vergangenheit? Muss ich mir was vorwerfen? Doch eigentlich nicht, ich wollte doch nur das Gute.

Für den Moment gab es aber noch keine Antwort. Das zog sich in der Tat noch etwas hin. Man hatte sehr darüber diskutiert. Man hat in erster Linie nach oben geschaut. Es war nicht unbedingt zwingend die Angst unter den Kollegen selbst. Das musste jeder auch für sich ausmachen, inwieweit er dann "gefährdet" erschien. Wir waren ja nun alle Genossen.

Das brennende Thema war die polizeiliche Arbeit und der polizeiliche Alltag. Was müssen wir jetzt anders machen? Von wem kriegen wir eigentlich jetzt was gesagt?

Allerdings gab es ja auch immer noch, und das tagtäglich, Straftaten. Es gab Verkehrsunfälle, Dinge, die konnten wir ja nicht einfach auf der Straße liegen lassen, nur weil jetzt mal die Mauer umgefallen war. Insofern mussten wir ja für den Teil erst mal so weitermachen, wie vorher auch.