"Mein 9. November": Figen Izgin

05.11.2009
Figen Izgin, kam 1979 mit 14 Jahren nach Deutschland. Sie arbeitete nach dem Schulabschluss bei Siemens am Fließband, absolvierte dann eine Erzieherausbildung und studierte im Anschluss Sozialpädagogik. Figen Izgin ist Mitbegründerin des Migrantenvereins Allmende und Mitglied des Landesvorstandes der Berliner Linkspartei.
Wir waren hier, aber wir waren nicht unbedingt, ich selbst war nicht unbedingt Teil dieser Gesellschaft.

Viele Menschen, die damals in der Metallindustrie, aber auch in verschiedenen Bereichen gearbeitet haben, haben viel mehr Tätigkeiten ausgeübt, die eine Qualifizierung nicht unbedingt erforderlich machten. Dann war der Mauerfall und es kamen sehr viele Menschen dazu, die auch gut qualifiziert waren. Da hatten wir das Gefühl und es kam auch dazu, dass immer mehr Menschen aus der Türkei, die gering qualifiziert waren, aber jahrelang davor hier gearbeitet haben, nach und nach arbeitslos wurden. Ich will natürlich nicht so sagen, durch die Ostdeutschen, aber durch die Wende natürlich. Viele Migranten aus der Türkei sagen heute noch: Die Mauer ist auf unsere Köpfe gefallen. Wir sind die Verlierer der Wende.

Die Migranten aus der Türkei, die ich kenne - und ich kenne hier in Berlin sehr viele -, sind beleidigt, nicht gegenüber den damaligen Ostdeutschen, insgesamt gegenüber Deutschland. Man hat das Gefühl vermittelt bekommen, ihr werdet nicht mehr so gebraucht wie vorher. Jetzt sind andere da und es sind Deutsche. Erst kommen die. Ich kenne kaum Menschen, die den 9. November heute mitfeiern.