Mein 9. November: Dieter Gube

27.10.2009
Dieter Gube, 54 Jahre alt, stammt aus Koblenz und ist Historiker. Während der Zeit des politischen Umbruchs arbeitete er für das "Kuratorium unteilbares Deutschland". Wenige Monate später wurde er zum westlichen "Opfer der Einheit", da seine Organisation schlichtweg überflüssig geworden war - denn das Satzungsziel "Deutsche Einheit" war ja erreicht. Heute arbeitet er als Bildungsreferent bei der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz in Mainz.
Als ich 1987 Geschäftsführer wurde, haben die Freunde noch alle gesagt, na jetzt hast du ja eine Lebensstellung! Keiner ahnte, dass zwei Jahre später die Mauer fallen würde.

Ich bin mit jungen Leuten und voller Erwartung am 13. November nach Berlin gefahren. Und das Tolle war, das können Sie sich vorstellen, wir waren eine der ersten Mauerspechte, wurden sogar dabei aufgenommen. Also, ich kann von meinen Mauerteilen wirklich nachweisen und beweisen, dass ich sie selbst aus der Mauer rausgeschlagen habe, noch ganz vorsichtig, weil die NVA-Soldaten natürlich sehr, sehr kritisch geguckt haben und nie wussten, sollen sie es zulassen, sollen sie es nicht zulassen. Es war noch eine Situation, wo alles noch ein bisschen auf der Kippe stand, man nicht wusste: Wie lange hält das an?

Als das Ereignis dann da war, dann hat man natürlich nur gedacht, oh Gott, wie können wir das jetzt händeln. Dann waren ja die ganzen Pläne: zehn Jahre eine Konföderation. Dann kam das immer schneller. "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zur D-Mark." Es musste gehandelt werden. Aber dieses Jahr zwischen dem Mauerfall 9. November und dem Tag der Deutschen Einheit war ein wahnsinnig spannendes Jahr.