Mehdorn und der BER

Scheitern auf der ganzen Linie

Der Chef des Hauptstadtflughafens BER und frühere Air Berlin-Chef: Hartmut Mehdorn
Der Chef des Hauptstadtflughafens BER und frühere Air Berlin-Chef: Hartmut Mehdorn © picture alliance / dpa / Hannibal Hanschke
Von Claudia van Laak, Landesstudio Berlin · 15.12.2014
Hartmut Mehdorn hat angekündigt, seinen Job als Geschäftsführer der Berliner Flughafen-Baustelle BER vorzeitig aufzugeben. Ein Eingeständnis, dass er dieses Pannenprojekt nicht bis 2017 in den Griff bekommen hätte.
Der BER besiegt sie alle. Aufsichtsratschefs: schon zwei verschlissen, gerade wird der dritte gesucht. Der vorzeitige Rücktritt Klaus Wowereits hängt maßgeblich mit dem Chaos am Hauptstadtflughafen zusammen.
Technikchefs: Der erste musste gehen, weil er glaubte, nebenbei seine Doktorarbeit schreiben zu können. Dem zweiten wurde Bestechlichkeit nachgewiesen – einen entsprechenden Strafbefehl hat er akzeptiert. Der dritte ist jetzt im Amt.
Und Geschäftsführer der Flughafengesellschaft: auch bereits zwei verschlissen. Rainer Schwarz wurde vor die Tür gesetzt, jetzt hat Ex-Bahn-Chef und Ex-Air Berlin Chef Hartmut Mehdorn angekündigt, vorzeitig zu gehen. Es ist ein Eingeständnis des Scheiterns. Und zwar auf ganzer Linie.
Hätten Klaus Wowereit und Hartmut Mehdorn nur ansatzweise daran geglaubt, den Flughafen in absehbarer Zeit eröffnen zu können, sie wären beide im Amt geblieben. Denn was ist schöner, als am Ende eines erfüllten Berufslebens an Deutschlands drittgrößtem Airport ein rotes Band durchzuschneiden und den ersten Flieger in den Himmel schweben zu sehen?
Niemand will den BER in seiner Vita haben
Von einem Neustart reden jetzt viele, doch das ist nicht mehr als das Pfeifen im dunklen Wald. Niemand reißt sich darum, den Aufsichtsratsvorsitz der Flughafengesellschaft zu übernehmen. Und wer will schon bei diesem Pleiten, Pech und Pannen-Projekt Geschäftsführer werden? Hartmut Mehdorn hat es selber erstaunlich offen einmal so formuliert: Es sei nicht möglich, einen 50-Jährigen für diesen Job zu gewinnen. Denn jeder, der den BER in seiner Vita habe, habe hinterher ein Problem.
Die Berliner CDU spricht jetzt von einer nationalen Kraftanstrengung, die nötig sei. Das Renommee des Industriestandorts Deutschlands stehe auf dem Spiel. Wohl wahr, haben doch auch Unternehmen wie Siemens oder Bosch die Entrauchungsanlage – intern auch Monster genannt – nicht in den Griff bekommen.
Der BER, das ist organisierte Unverantwortlichkeit auf höchstem Niveau. Vielleicht ließe sich die Flughafenbaustelle ja umfunktionieren – zum Olympischen Dorf, für die Spiele 2024.
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