Medien

Nuttenpudel im Park vergiften

Hunde laufen spielend über das Gelände des Hundekindergartens in Leipzig.
Der eine liebt sie, der andere hasst sie: Hunde © picture alliance / dpa / Jan Woitas
Moderation: André Hatting · 10.04.2014
Des Menschen bester Freund oder einfach nur gefährlich, laut und dreckig? Hunde - der eine liebt sie, den anderen regen sie bloß auf. Magazine für Hundefreunde gibt es viele, bald kommt eine Zeitschrift für Hundegegner in den Handel: "Kot und Köter". Obwohl das Magazin satirisch ist, erhält der Chefredakteur Wulf Beleites wütende Briefe und Drohungen aus dem ganzen hundefreundlichen Deutschland.
André Hatting: Schon mal argentinischen Dackelrücken probiert? Oder wussten Sie, dass Georg Kreislers berühmtes "Taubenvergiften im Park" eigentlich "Hundevergiften im Park" heißen müsste? Auch auf alle Ihre Fragen zum Thema "Nuttenpudel" gibt es jetzt eine Antwort. Sie steht in "Kot und Köter", der Zeitschrift für den deutschen Hundefeind. Das ist kein Scherz, sondern Satire. Dafür verantwortlich Wulf Beleites, Herausgeber und Chefredakteur von "Kot und Köter". Guten Morgen, Herr Beleites.
Wulf Beleites: Guten Morgen.
Hatting: Was haben Ihnen die Hunde getan?
Beleites: Die Hunde haben mich mal, der Spitz meines Großvaters hat mich mal gebissen. Und ansonsten errege ich mich über Hunde schon, weil sie laut sind, weil sie gefährlich sind und weil sie Dreck machen.
Hatting: Aber daraus gleich eine Zeitschrift zu machen, aufgrund eines traumatischen Ereignisses wegen des Spitz-Bisses, das ist doch ein bisschen viel, oder?
Beleites: Es hat eine lange Geschichte. Es hat ungefähr eine 22-jährige Geschichte. Vier Kollegen, drei Kollegen und ich, saßen mal in einer Kneipe und tranken Guinness und noch mehr Guinness und überlegten uns dann auf einmal, was die beste Boulevard-Schlagzeile ist, und kamen darauf, dass die damals von der "Quick" ermittelte "Deutscher Schäferhund beißt Inge Meysels Brustkrebs weg", dass die überhaupt nicht zu toppen ist. Dann tranken wir noch mehr Guinness und dann haben wir uns überlegt, welche ebenso überfällige wie überflüssige Zeitschrift braucht der deutsche Markt nicht, und da kamen wir auf den Titel "Kot und Köter".
Hatting: Das Interessante ist: Wenn das so überflüssig wäre, dann hätten Sie durch Crowdfunding aber nicht so viel Unterstützer gefunden. Ich habe gelesen, es gibt bereits 850 Abonnenten. Und das im angeblich so hundefreundlichen Deutschland?
Beleites: Ja! 850 sind es. Ich hoffe, dass es mehr werden, hatte eigentlich auch gedacht, dass es viel, viel mehr werden, weil die deutsche Bevölkerung teilt sich ungefähr 50 zu 50 in Hundefreunde und Hundegegner. Insofern bin ich eigentlich doch zuversichtlich, dass es mehr werden. Ich habe eine Zielmarke von 5000 Abos – dies ist ja nur die Nullnummer -, damit ich die Zeitschrift tatsächlich richtig viermal im Jahr an den Markt bringen kann. Das würde dann auch einigermaßen faire Honorare für Texter, Cartoonisten und Fotographen sichern.
Hatting: Das heißt, Sie arbeiten im Augenblick noch voller Idealismus und ohne Honorar?
"Nuttenpudel" als Aushängeschild der Prostitution
Beleites: Ja.
Hatting: Tausend ist die Auflage der Nullnummer von "Kot und Köter", und natürlich wird auch in der Nullnummer investigativ das ganz große Rad gedreht. Die Wiener Kulturgeschichte muss umgeschrieben werden, schreiben Sie in Ihrem Beitrag. Das hat mit Georg Kreisler zu tun. Das müssen Sie erklären.
Beleites: Auf der Leipziger Buchmesse trafen wir einen etwa 82-jährigen Herrn, und ich kann seinen vollen Namen nicht nennen. Aber das ist ein Gerd H. aus H. Der hat uns Tagebücher zugesteckt und in diesen Tagebüchern von Georg Kreisler stand auf einmal, dass der Ursprungstext von "Taubenvergiften im Park" ursprünglich war "Hundevergiften im Park". Und jetzt muss die Kulturgeschichte des Wiener Chansons umgeschrieben werden.
Hatting: Und Sie haben auch dankenswerterweise diesen Originaltext dieser Liedzeilen abgedruckt in "Kot und Köter".
Beleites: Ja, ja.
Hatting: Jetzt müssen wir noch kurz, Herr Beleites, aufklären: "Nuttenpudel" habe ich in meiner Einleitung gesagt. Dazu heißt es in dem Beitrag, "nur im Reservat der zwischenmenschlichen Käuflichkeit erfüllt der Pudel einen legitimen Auftrag." Wie meinen?
Beleites: Ja, es ist erstaunlich. Der "Nuttenpudel" tatsächlich ist das Aushängeschild der Prostitution, mittlerweile ein bisschen verfeinert durch irgendwelche kleinen Möpse und so weiter und so fort, aber ursprünglich ist der "Nuttenpudel" das Aushängeschild und innerhalb der Prostitution, der käuflichen Liebe, erfüllt er natürlich eine Anziehungskraft, ist ein Merkmal, und deshalb sind wir schon für den "Nuttenpudel".
Hatting: Es gibt natürlich auch die Rubrik Leserbriefe, gehört sich ja für jede anständige Zeitschrift. Ich zitiere mal ein paar Überschriften: "Schädel einschlagen", "Arschgesicht", "trinkst bald aus der Schnabeltasse". Haben Sie schon Bodyguards, Herr Beleites?
Beleites: Habe ich noch nicht, aber ich gebe morgen eine Pressekonferenz und ich habe eine Information, dass irgendeine Rockergruppe aus Hannover ankommen will, und werde nachher doch zur Polizei gehen und mich beraten, wie ich damit umgehen soll.
Hatting: Wulf Beleites, Herausgeber und Chefredakteur von "Kot und Köter", die Zeitschrift für den deutschen Hundefeind. Vielen Dank für das Gespräch.
Beleites: Ich danke Ihnen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Mehr zum Thema