Mecklenburg

Tourismus auf wackligen Erfolgsbeinen

Der Ostseestrand in Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland - Darss.
Der Ostseestrand in Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland - Darss. © picture alliance / dpa
Von Peter Marx · 10.12.2014
Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ist ein schweres Geschäft: Bei großen Höhepunkte ist die Kapazität schnell erschöpft, aber in den Randzeiten gibt es viel Leerstand.
Die Hanse-Sail, das weltweit größte Treffen von Segelschiffen - historischen sowie Nachbauten - ist und bleibt der touristische Renner in jedem Jahr. Über eine Million Besucher werden jedes Mal gezählt, wenn die Zwei-, Drei- und Viermaster an den Hafenkanten von Rostock an- und ablegen. Allerdings: nach vier Tagen ist die Hanse-Sail zu Ende und die Hoteliers fallen nicht nur in der Hansestadt in ein kurzes Übernachtungstief. Doch alles im Rahmen, sagt Alexander Winter, Geschäftsführer der Arcona-Hotel-Gruppe:
"Der Tourismus hat sich hier in den letzten Jahrzehnten, sehr, sehr gut entwickelt. Auch in unseren inzwischen fünf Standorten hier. In meinen Augen steht ganz klar im Mittelpunkt in den nächsten Jahren die Saison zu verlängern über die gesamten zwölf Monate eines Jahres. Da müssen wir unser Marketing verstärken in den nächsten Jahren."
Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Erfolgsgeschichte an der viele geschrieben haben, denn die Hotels, Restaurants, Campingplätze etc. sind nicht mehr vergleichbar mit den Angeboten zu DDR-Zeiten bzw. in den Jahren nach dem Mauerfall:
"Ich denke, dass wir inzwischen eine gute Mischung erreicht haben und dass wir insbesondere in der Nebensaison deutliche Überkapazitäten haben, was eben auch daran liegt, dass diese Saison bisher nicht speziell vermarktet wurde. In der Sommersaison ist alles voll."
Viele Millionen Euro wurden in den vergangenen 25 Jahren ausgegeben um das touristische Angebot zu verbessern, sowohl von öffentlicher als auch von privater Seite. Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes, unterlegt die Erfolgsgeschichte mit Zahlen:
"Man darf sich nicht nur vor Augen führen, dass die Zahl der Übernachtungen, die Zahl der Gäste sich verdreifacht, fast vervierfacht hat in den letzten 25 Jahren, sondern man darf sich auch vor Augen führen, dass es sich um ein gesamtdeutsches Reiseziel handelt, in dem die Nordrhein-Westfalen inzwischen die stärkste Gästegruppe ausmachen, in dem aber natürlich auch die Sachsen immer wieder gern gesehen sind, und in das die Berliner beispielsweise auch gerne reisen weiterhin."
Viele Erfolgsfaktoren und ein großer neuer Wettbewerber
Doch die Erfolgsgeschichte im Land kann schnell zu Ende sein. Darüber sind sich der Hotelier und der Tourismus-Manager einig. Für Alexander Winter darf es keinen Stillstand geben. Er verlangt nach weiteren Investitionen:
"Die Infrastruktur muss in den nächsten Jahren weiter gefördert werden. Hier ist es insbesondere wichtig, dass sich die Ministerien untereinander verständigen, wer denn jetzt für den letzten Meter Radweg zuständig ist. Denn hier klaffen immer noch signifikante Löcher sowohl in der Instandhaltung als auch der Entstehung einzelner Wege. Und da müssen wir dringend ran, denn das sind auch unsere touristischen Mehrwerte mit denen wir punkten könnten."
Punkten - vorzugsweise gegen die Konkurrenz aus Schleswig-Holstein und vor allem aus den polnischen Ostseegebieten, die die gleiche Qualität anbieten wie die Hotels an der mecklenburgischen Küste, nur deutlich günstiger sind:
"Es ist schon so, dass der Wettbewerb an Schärfe zunimmt. Es gleicht einer Floskel, aber die Beobachtung ist genau die. Wir wissen, dass sich gerade Polen zu einer europäischen Höchstförderregion jetzt entwickelt hat. Wir wissen, dass die Kollegen und Kolleginnen in Schleswig-Holstein deutlich an Vehemenz in der Vermarktung und auch im Anspruch zugenommen haben."
Was muss sich tun, damit das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern nicht überholt wird? Der Hotelier und der Tourismusmanager sind sich schnell einig: Eine längere Saison, mehr Qualität und mehr ausländische Gäste dann kann die Erfolgsgeschichte weiter geschrieben werden.
"Tourismus ist im besten, aber manchmal auch im eher schlechten Sinne ein Querschnittsbereich, der von vielen Dingen abhängt. Nehmen wir die Steuergesetzgebung hinsichtlich der Mehrwertsteuer. Nehmen wir die Frage der politischen Gestaltung eines Mindestlohnes. Nehmen wir auch die Frage der Gestaltung der Sommerferien, der berühmt-berüchtigte Sommerferienkorridor, der uns in diesem Jahr zu schaffen gemacht hat. Das heißt: Tourismus hängt von vielen externen Faktoren und Rahmenbedingungen ab."
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