Mathematiker Albrecht Beutelspacher

Leidenschaft für Fünfecke

Der Mathematiker Albrecht Beutelspacher
Der Mathematiker Albrecht Beutelspacher © dpa-Zentralbild
Moderation: Susanne Führer · 05.07.2016
Mathe spaltet die Gesellschaft in jene, die Mathe lieben, und all die, die Zahlen, Rechenarten und Diagramme ausgesprochen doof finden. Albrecht Beutelspacher aber schafft es, diesen Spalt zu kitten. Er liebt Zahlen und sorgt dafür, dass andere sie zumindest nicht mehr hassen.
Für Zahlen kann er wahre Leidenschaft entwickeln und Fünfecke lassen sein Herz höher schlagen: Der Mathematiker Albrecht Beutelspacher ist bekannt für seine Fähigkeit, auch dem größten Mathe-Muffel, die Welt der Zahlen zugänglich zu machen.
"Das Schöne an der Mathematik ist ihre Klarheit, ihr Durchblick, den die Mathematik gewährt. Mathematik, ist ja nicht immer einfach, manchmal sogar richtig schwierig und bei Forschungsproblemen arbeitet man Tage, Wochen, manchmal Monate, manchmal jahrelang an irgendeinem Problem manchmal ohne subjektiv einen Erfolg zu haben. Aber dann gibt es immer wieder die Momente, völlig unkalkulierbar, in denen man plötzlich sieht wie das alles zusammenhängt. Das ist so ein Klick-Moment oder ein Aha-Moment, in dem die Dinge einfach klar werden."

Mathematik braucht starke Vermittler

Die Freude an der Mathematik vermittelt er als Professor im Hörsaal, als Vortragsreisender, als Moderator von "Mathematik zum Anfassen" im Fernsehen und vor allem als Leiter des Mathematikums in Gießen. Selbst Schüler, die bisher schlechte Erfahrungen gemacht haben, sollen dort für die Mathematik gewonnen werden.
"Der Schulunterricht wird ganz stark von der Lehrerin und von dem Lehrer bestimmt. Also wenn ich einen tollen Lehrer, eine wunderbare Lehrerin habe, die gut erklären kann, dann funktioniert es. Aber Lehrer ist ein Massenberuf. Wir können nicht darauf bauen, dass jede Lehrerin, jeder Lehrer eine charismatische Persönlichkeit ist. Und mit diesen Experimenten schaffen wir das, diese Faszination der Mathematik ohne personale Vermittlung, nur durch die Mathematik selbst, hinzukriegen."
Das von ihm gegründete Mitmach-Museum blickt inzwischen auf erfolgreiche 13 Jahre zurück und die dort aufgebauten Experimente haben bereits diverse Nachahmer in aller Welt gefunden.

Zugang finden durch kleine Experimente

"Die Mathematik braucht zur Erkenntnissicherung, zur Erkenntnisgewinnung keine Experimente. Der Satz des Pythagoras wird nicht durch Experimente bewiesen, sondern durch Nachdenken. Experimente in der Mathematik haben eine andere Aufgabe. Die stimulieren das Denken. Ein gutes Experiment, auch wenn das nur ein Puzzle ist oder ne Brücke, die wir bauen oder Spiegelexperimente, die sind so, dass sie – jedenfalls im Mathematikum – so einen ganz niedrigschwelligen Zugang haben. Da kann mir eigentlich nichts passieren, da kann ich mal anfangen, aber dann nach einiger Zeit, manchmal ganz schnell, gibt’s ne Überraschung."
Was den Charme der Zahlenwelt ausmacht, wie der Mathematikunterricht verbessert werden könnte und wieso ihm das Orgel spielen nicht zugeflogen ist, darüber hat Susanne Führer mit Albrecht Beutelspacher gesprochen.
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