Marcin Wasilewski Trio

Jazz hat sich gut angefühlt

Menschen stehen nachts um ein Lagerfeuer herum.
"Spark of Life" - Funke des Lebens, so heißt das neue Album von Marcin Wasilewski © AFP / Elvis Barukcic
von Johannes Kaiser · 20.10.2014
Mit sechs Jahren entdeckte Marcin Wasilewski den Jazz, inzwischen spielt der polnische Pianist seit über 20 Jahren mit seiner Band. Das Titelstück seiner neuen "CD Spark of Life" war ein spontaner Einfall. Wie aber ist der 32-Jährige auf den Jazz gekommen?
Mit sechs besuchte Marcin Wasilewski das erste Mal ein Jazzkonzert. Ein Onkel von ihm spielte mit einer Bigband in seiner Heimatstadt Koszalin (Köslin). Die Musik gefiel ihm so gut, dass er seine Eltern bat, auf eine Musikschule gehen zu dürfen. Neben Mathematik lernte er nun auch Klavierspielen, arbeitete sich durch das klassische Repertoire von Bach, Brahms, Beethoven, spielte Etüden, Sonaten, Walzer.
Doch das konnte seine Jazzleidenschaft nicht dämpfen und als er 1989 mit 13 Jahren das Warschauer Jazzfestival Jazzjamboree erstmals besuchen durfte, beschloss er, auch ohne einen Lehrer endlich mit dem Jazz anzufangen. Er brachte ihn sich selbst bei, gründete mit seinen Schulkameraden, dem Bassisten Slawomir Kurkiewisz und den Schlagzeuger Michal Miskiewicz eine eigene Band. Die gefiel Polens berühmtestem Jazztrompeter Tomasz Stanko so gut, dass er sie zehn Jahre lang zu seiner Begleitband erkor. Marcin Wasilewski hat bei ihm viel gelernt, unter anderem in der eigenen musikalischen Entwicklung nie stillzustehen.
"Ich verändere mich ständig. Es ist ein gutes Zeichen, wenn man jeden Tag das Gefühl hat, sich verändert zu haben, besser geworden zu sein. Gleich von Anfang an hat mich das inspiriert, denn Tag für Tag entdeckte ich etwas Neues. Man weiß das nicht vorher, erkennt es erst, wenn man da angekommen ist. Man sucht die ganze Zeit nach den richtigen Akkorden, der richtigen Melodie. Und es fordert einen richtig, ständig im Ungewissen zu sein, was geschehen wird. Ich denke, ich bin jetzt besser, weil ich mehr Erfahrung gesammelt habe und rascher reagiere. Man weiß nie, was kommt. Wenn man aber etwas älter geworden ist und mehr Erfahrung hat, dann fällt es leichter, im entscheidenden Moment das Richtige zu tun."
Selbst die Improvisationen wirken wie auskomponiert
Dabei kann sich Marcin Wasilewski auf Slawomir Kurkiewisz am Bass und Michal Miskiewicz am Schlagzeug verlassen, denn mit denen spielt er nunmehr seit über 20 Jahren zusammen. Man kennt sich also in- und auswendig und so beschloss Marcin Wasilewski, diesmal noch einen Saxophonisten mit einzubinden und zwar den Schweden Joakim Milder:
"Ich wollte unser Spiel erneuern, indem ich ihm ein Saxophon hinzufüge und wir haben mit Joakim Milder bereits öfter zusammengespielt und das hat sich immer gut angefühlt. Mir gefällt sein Klang, seine Art des Spiels, wie er Melodien, Harmonien und Rhythmus wählt. Das geht in dieselbe Richtung wie bei uns und das hilft, zusammen gute Musik zu kreieren."
Der polnische Jazzpianist Marcin Wasilewski
Der polnische Jazzpianist Marcin Wasilewski© Stiftung Schleswig-Holstein Musik Festival
Sechs der elf Stücke auf der neuen CD "Spark of Life" stammen nicht aus der Feder des Pianisten. Marcin Wasilewski lässt sich von zahlreichen Musikrichtungen beeinflussen und dazu gehört auch die Popmusik. Auf jeder seiner Trio-CDs finden sich denn auch eigene Interpretationen bekannter Poptitel:
"Ich habe eine Beziehung zu diesen Pop-Stücken. Es gibt eine emotionale Bindung, denn ich habe nicht nur Jazz gehört, sondern auch sehr viel Popmusik. Das hat sich als unser Markenzeichen erwiesen, dass wir auf dem nächsten Album auch wieder einen Poptitel haben und das ist diesmal ein Stück von Police 'Message in a Bottle' und ein Poprockstück einer bekannten polnischen Band."
Improvisationen wie auskomponierte Stücke
Übrigens hat Marcin Wasilewski auch keinerlei Berührungsängste vor der modernen zeitgenössischen Musik. Ausgewählt und arrangiert vom Schlagzeuger findet sich auf der CD mit ‚Largo' ein Stück der polnischen Komponistin Grazyna Bacewisz. Bei aller Liebe zu jeglicher Musikgattung schreibt der Pianist doch auch gerne eigene Stücke. Seit seinem 17. Lebensjahr komponiert er und das macht ihm bis heute viel Spaß.

Der polnische Jazzpianist Marcin Wasilewski
Der polnische Jazzpianist Marcin Wasilewski© Stiftung Schleswig-Holstein Musik Festival
"Man hat eine Vorstellung davon, wie das Stück aussehen soll. Man findet eine Melodie und die Akkorde dazu. Zuerst kommt einem ein Einfall, der noch gar nicht konkrete Züge trägt. Dann bearbeitet man die Komposition. Das kann aber jedes Mal ganz anders funktionieren. Manchmal kommt einem spontan eine Idee für ein Stück und manchmal arbeitet man monatelange an einem Thema, wartet noch auf weitere Inspiration. Für das Stück 'Sudovian Dance' habe ich viel Zeit gebraucht, während ich das Titelstück 'Spark of Life' ganz spontan gefunden habe. Am Tag der Aufnahme hatte ich nur die Melodie und habe dann rasch noch die Akkorde dazu geschrieben."
Die Musik ruht in sich, lässt Zeit und Raum vergessen, schwebt und entfaltet sich völlig unangestrengt nicht zuletzt dank der drei Mitspieler. Selbst die Improvisationen wirken wie auskomponierte Stücke, so dicht sind sie, so wunderbar ineinandergreifend, sich mühelos ergänzend. Es ist eine Musik von geradezu klassischer Schönheit.
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